Mit Eve im Whirlpool

■ Die amourösen Abenteuer des „Leisure Suit Larry“ sind nicht nur bei TU-Wissenschaftlern die derzeit beliebteste PC-Unterhaltung / Der Macho auf dem Monitor amüsiert auch Frauen /„Trojanische Pferde“ in Raubkopien

Ob in den Diensträumen von Daimler Benz oder Nixdorf, an den Berliner Universitäten oder am heimischen Monitor - die Abenteuer von „Leisure Suit Larry“ scheinen zur Zeit in Berlin die beliebteste PC-Unterhaltung zu sein. Bei den Informatikern an der TU, so ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, wurde das Spiel in wenigen Tagen im Team gelöst. Die Mitarbeiter von Daimler Benz hatten nach Auskunft eines Betriebswirts des Unternehmens mehr Schwierigkeiten, den amourösen Pfaden von Larry zu folgen. Aber auch ihnen bot sich schließlich das farbenfrohe Feuerwerk dar, das die Programmierer für den erfolgreichen Abschluß vorgesehen haben.

Das Spiel, chauvinistischen Männerhirnen entsprungen, läßt wohl vor allem den sexuellen Phantasien seiner Erschaffer freien Lauf. Und da sich Larry das für seine Bildschirmabenteuer notwendige Geld nur durch Glücksspiel verschafft, ist der Zutritt in seine Welt nur Erwachsenen erlaubt. Um zu beweisen, daß der Spieler - auch emanzipierte Frauen wurden schon amüsiert vorm Monitor angetroffen - den Kinderschuhen entwachsen ist und die nötige geistige Reife erworben hat, muß er z.B. wissen, was ein Mann tun sollte, wenn er mit Bo Derek auf einer einsamen Insel landet („Thank God“), welches die verrückteste Mode der siebziger Jahre war („platform shoes“), wer der Star des Films „Bedtime for Bonzo“ war (nein, nicht Clark Gable, sondern Ronald Reagan) oder daß Sex „great“ ist und kein „spectator sport“. Wer diese Hürden erfolgreich bewältigt hat, beginnt zusammen mit Larry, der Hauptfigur dieses Bildschirmcomics, in einer ziemlich heruntergekommenen Bar eine Reise durch Höhen und Tiefen des Nachtlebens. Schon beim Gang auf die Toilette von Lefty's Bar stolpert Larry über einen lallenden Zeitgenossen, der einen für das weitere Spiel wichtigen Gegenstand, eine Fernbedienung, nur im Tausch gegen alkoholischen Nachschub herausrückt. Nach diversen, nicht immer ganz ungefährlichen Damenbekanntschaften - ein Besuch im Bordell endet für Larry im Zeitalter von Aids tödlich, sollte er sich nicht vorher ein Kondom besorgt und übergestülpt haben - gelingt es ihm mit Hilfe von Liebespillen, die attraktive Wächterin von ihrem Posten wegzulocken und in das Penthouse des Hotels vorzudringen. Im Bett der dunkelhaarigen Eve, die ihn im Whirlpool auf der Dachterrasse erwartet, findet die Vergnügungsreise Larrys ihren Höhepunkt und Abschluß.

Aber nicht nur Larry kann z.B. nach Betätigung der Spülung in der hoffnungslos verstopften Toilette ertrinken und damit in der Computersprache „abstürzen“. Auch für den PC des Benutzers illegaler Kopien der für 50 Mark legal zu erwerbenden Software besteht diese Gefahr. Angeblich sind, wie einige Computerzeitschriften vermelden, in den Raubkopien „Trojanische Pferde“ installiert. Bei Erreichen der vollen Punktezahl (222) soll ein Programm aktiv werden, das alle auf der Festplatte gespeicherten Daten löscht.

thol