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Gesamtdeutsche Schwerfälligkeit

■ Zu Frank Beyers DEFA-Komödie „Der Bruch“

Auf die DDR läßt Otto Sander nichts kommen. In der Talkshow am vergangenen Freitag beschimpfte er Lea Rosh wegen ihrer Voreingenommenheit. Schon die Frage, was denn beim Drehen in den DEFA-Studios anders gewesen sei als hier im Westen, läßt er nicht zu. Und die nächtliche Berlinale-Pressekonferenz, auf der die Journalisten immer wieder nach den West-Stars im Ost-Film fragten, verließ er wütend. Wehe, einer sagt, die DDR sei anders. Schade, zu gerne hätten wir etwas über seine neue Liebe zum anderen Deutschland erfahren.

Die Rolle des Gauners Lubowitz im Bruch steht ihm allemal besser als die des beleidigten Liebhabers. Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase gönnt ihm die Schlußpointe. Er wird, als letzter der Panzerknacker, geschnappt, und auf die Frage, wieso er nicht längst über alle Berge ist, meint er verwundert: „Was soll ich denn da, ich bin doch Berliner.“ Das Ku'damm-Publikum und das rund um den Alex wird's ihm danken.

Berlin nach dem Krieg. Eine Trümmerstadt, die Jungs klauen Kartoffeln, der Schwarzmarkt blüht. Vom Elend ist ansonsten nichts zu sehen. Götz George trägt Nadelstreifen, Rolf Hoppe ist wohlgenährt, das Variete glitzert wie in den zwanziger Jahren. „Wir wollten nicht rekonstruieren“, sagt Regisseur Frank Beyer, „wir können nur zitieren.“ Ein Satz, den sich alle Film-Ausstatter hinter die Ohren schreiben sollten. Trotzdem: im Bruch wird zumindest zu lang zitiert und zu gründlich: Trümmergelände und Abbruchhäuser, die wochenlangen Buddelarbeiten für den Einbruch in die Bank, Schweiß-Experte Rolf Hoppe paßt wegen seiner Leibesfülle nicht durchs Einstiegsloch, also muß Otto Sander ran, und der setzt beinahe die gesamte Beute in Brand; dann werden sie geschnappt, hübsch ordentlich einer nach dem andern: das dauert und dauert und bleibt doch konventionell. Schwerfällig sind offenbar nicht nur die westdeutschen Komödien.

Bleiben die Dialoge. Auf dem Kommissariat müssen ein Sozialdemokrat und ein Kommunist miteinander auskommen. Ein Pedant und ein überlebenskünstler. Man räsonniert über den deutschen Täter: Nicht immer handelt er logisch, an Weihnachten ruht er gewöhnlich aus, und in der Regel besitzt er Pietät. Der junge Assistent will am Frühsport nicht teilnehmen, denn das sei doch Faschismus, und Rolf Hoppe konstatiert den Unterschied zwischen Arbeit und Tätigkeit. Ersteres lohnt nie, letzteres immer. Versteckte Anspielungen auf deutsch-demokratische Realität - hier gelingt Beyer das dezente Zitieren. Auch Götz George mit dem bezeichnenden Namen Graf läuft als Zitat seiner selbst über die Leinwand und spielt den Frauenhelden mit viel Muskel- und wenig Geisteskraft. Sein erste Frage an Otto Sander: „Was sind eigentlich Immobilien?“

Aber auch diese knappen Anspielungen werden breitgetreten im Bruch, George flieht direkt aus dem Bett seiner Liebsten und wird beim Vögeln mit der Gattin erwischt. Im Auto: Der Oldtimer schwankt hin und her, plumper geht's nicht mehr. Zwar garantiert die gemächliche Gangart, daß wir mit Sicherheit keinen Gag verpassen, dennoch: einen schnelleren Regisseur hat Kohlhaase verdient.

chp

Frank Beyer: Der Bruch, Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, mit Götz George, Rolf Hoppe, Otto Sander DDR 1989, 119 Min.

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