'Politis‘ ist gescheitert

■ Kein Publikum für linksökologische Presse in Frankreich

Paris (taz) - Frankreichs einziges ernsthaftes linkskritisches Zeitungsprojekt der achtziger Jahre, die Wochenzeitung 'Politis‘, stellt am morgigen Freitag ihr Erscheinen ein. Während ihrer gut einjährigen Existenz hatte die Zeitung einen Schuldenberg von über 2 Millionen Mark angehäuft.

Seit die Pariser Tageszeitung 'Liberation‘ im Mai 1981 ins Fahrwasser des sozialistischen Regierungskurses schwenkte, war 'Politis‘ der erste Versuch, eine auf nationaler Ebene konkurrenzfähige Zeitungsalternative mit unabhängigen linken Positionen zu schaffen. Erstmals malte 'Politis‘ in den vergangenen Monaten ökologische Themen in die sonst brav fortschrittsorientierte französische Presselandschaft. Die Zeitung erreichte es u.a., die seit über zehn Jahren völlig verstummte Debatte über den französischen Schnellbrüter wiederzubeleben. Doch den Tabuthemen fehlt in Frankreich bisher die nötige Lesergefolgschaft. Die verkaufte Auflage von 'Politis‘ sackte nach anfänglichen Erfolgen von ca. 30.000 Exemplaren auf unter 20.000 ab. Noch hoffen die Mitarbeiter von 'Politis‘ ihre Zeitung in die Hände eines fremden Geldgebers zur Übernahme geben zu können. Vorerst aber ist 'Politis‘ verschwunden.

Georg Blume