In Athen ersetzt der Müllgestank den Smog

■ Streik der städtischen Angestellten legt Athen lahm / Die regierungskritische Gewerkschaft fordert Klarheit über Koskotas

Athen (taz) - Der Smog ist weg, die dicke Luft bleibt Athen erhalten: Die seit einer Woche streikenden 45.000 städtischen Angestellten der griechischen Hauptstadt beschlossen, ihre Aktion bis zum Wochenende fortzusetzen, um Lohn- und Gehaltsforderungen durchzusetzen.

In den Straßen Athens stinken bereits meterhohe Berge aus Mülltüten zum Himmel. Streunende Hunde und Katzen haben die Säcke aufgerissen, und was sie nicht fraßen, wirbelt jetzt der langersehnte starke Wind, der die winterliche Smogwolke auseinandergetrieben hat, über Plätze und Höfe der 4 -Millionen-Stadt. Außer dem Pasok-freundlichen Gewerkschaftsverband streikt in dieser Woche so ziemlich jeder: die Universitäten, das Zugpersonal, die 7.000 Ärzte der öffentlichen Krankenhäuser, die Versicherungsangestellten, das Bodenpersonal der Flughäfen, die Schauerleute in Piräus und der griechische TÜV... Neben einer automatischen Lohnanpassung an die Inflationsrate und die 37,5-Stunden-Woche fordert der Pasok-kritische Gewerkschaftsverband GSEE, der zum Streik aufgerufen hatte, auch eine rasche und gründliche „Katharsis“ (Reinigung) im Skandal um den Finanzjongleur und Großbetrüger Jorgos Koskotas, der derzeit in einem US-Gefängnis auf seine Vernehmung durch einen griechischen Untersuchungsausschuß wartet. Noch immer ist zweifelhaft, ob Koskotas von dem Athener Ausschuß vernommen werden kann, bevor er von einem US-Gericht gehört worden ist. Auf die Aussagen Koskotas‘ zu seinen Verbindungen mit Regierungsmitgliedern der regierenden Pasok warten manche Athener noch dringlicher als auf die städtische Müllabfuhr. Schließlich hat der Wahlkampf für die Parlamentswahlen Mitte Juni begonnen.

Antje Dietrich