Stau bei Staudammprojekt

Weltbankkredit für umstrittenes Energiekonzept in Brasilien vorerst gescheitert / Kredit sollte Staudämme im Regenwald und ein AKW finanzieren  ■  Von Ulli Kulke

Berlin (taz) - Der umstrittene Weltbankkredit für riesige Staudammprojekte im brasilianischen Regenwald ist fürs erste vom Tisch. Dies erklärte gestern der Grüne Bundestagsabgeordnete Ludger Volmer, nachdem ihm dies aus zwei unabhängigen Quellen - unter anderem von Weltbankangehörigen selbst - versichert worden ist. Damit haben sich die Vermutungen bestätigt, daß es zwischen der Weltbank und der brasilianischen Regierung zu unüberbrückbaren Schwierigkeiten gekommen ist. Die Bankunterhändler hatten für die Auszahlung des Kredites zur Bedingung gemacht, daß auf den Bau des AKW Angra III in Brasilien verzichtet wird. Die Weltbank wollte gestern der taz keine Bestätigung für die Ablehnung des Kredites geben, wies jedoch darauf hin, daß noch „keine formale“ Entscheidung getroffen sei.

Die Ablehnung des bisherigen Antragskonzeptes für den 500 Millionen Dollar-Kredit - bei dessen Erfolg zwei zusätzliche Milliarden von Privatbanken gewunken hätten - wurde beschlossen, nachdem dieser Tage eine Wirtschaftlichkeitsberechnung der brasilianischen Regierung von der Bank zurückgewiesen wurde. Damit ist der Kredit bereits zwischen Washington und Brasilia gestorben, noch bevor die Mitgliedsländer der Weltbank darüber hätten entscheiden müssen.

Die Einbeziehung des AKW in den Kreditbewilligungs-Vorgang wurde nötig, nachdem das Stromversorgungsunternehmen Eletrobras das Atom-Unternehmen Nuclebras zum Jahreswechsel unter seine Fittiche genommen hatte, und daher der Kredit der Weltbank wider ihren Willen direkt ins AKW fließen könnte. Es dürfte trotzdem für die Fortsetzung Seite 2

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Brasilianer keine Lösung bringen, wenn sie beide Unternehmen wieder trennen. Der deutsche Exekutivdirektor bei der Weltbank, Gerhard Boehmer, erklärte gegenüber der taz, daß man durch die Kreditvergabe grundsätzlich ein Mitspracherecht auf die Investitionen im Energiesektor Brasiliens beanspruche.

Für den Fall, daß die Finanzierung des AKW aus anderen Quellen gesichert oder der Bau etwas weiter vorangeschritten sei, befürchten allerdings auch die Grünen, „daß die Weltbank ihr Projekt der Zerstörung der Regenwälder mit einem neuen Kreditangebot an Brasilien