Kaiser, Kröning, Grünenbaron

■ In Werders VIP-Raum sind sie fast alle gleich

Für einen Kaiser ist das nichts. Da, wo sich gemeines Volk, Bundesligaspieler und -trainer, Senatoren, Bürgermeister, Fraktionsvorsitzende, Firmenchefs nebst Gattin, im VIP-Raum des Weserstadions auf den Füssen herumtreten, lehnt seine Majestät Franz der Große lässig vor der Türe, gibt seine finale Erklärung zum Gesehenen ab und verschwindet dann in weniger plebejische Gemächer.

Ein anderer Franz hat zwar einen Doktor, wird aber deshalb offensichtlich trotzdem von seinen Untergebenen nicht sonderlich ernstgenommen. Als Werder-Präsident Böhmert mit Cognac-Schwenker in der Hand schwerzüngig all die berühmten Menschen begrüßt, deren Namensnennung er vorsichtshalber unterläßt, zischeln zwei ehemalige Werder-Spieler: „Gut gemacht, Franz. Hicks.“

Inzwischen hat sich Werder-Willi dahin gestürzt, wo er sich am wohlsten fühlt: ins Getümmel. Nicht einmal, wenn die Kameras längst abgeschaltet sind, läßt der Mann von seinem unermüdlichen Einsatz für seinen Verein ab. Obwohl die VIP -Leiber für reichlich Hitze und Schweißperlen auf der Stirn sorgen, läuft der Mann als Litfaßsäule in einer dicken Jacke, auf der für Bier und Türen geworben wird, durch die Gegend.

In solch geselliger Runde scheint selbst Volker Kröning wieder Spaß am Senatorendasein zu bekommen. Als Justizsenator wegen seiner Vorschläge zum Ausländerwahlrecht kräftig gerupft, bekommt er hier als Sportsenator ein paar nette Worte zu hören. Hatte er doch rechtzeitig zum Werder -Mailand-Spiel lanciert, daß das Weser-Stadion jetzt doch wohl schon 1990 ausgebaut wird. Damit es nicht gleich den nächsten Tritt vors Schienenbein gibt, hält er sich möglichst weit von Klaus Wedemeier fern.

Etwas einsam, auf dem vorletzen Barhocker vor der Wand, sitzt CDU-Fraktionschef Metz und nippelt am Becks. Der Mann hat sich soweit in die Ecke treiben lassen, daß schon aus Gründen der räumlichen Entfernung kaum jemand ihm die Hand schütteln mag. Eine ganze Kommunikationsklasse höher spielt der Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Martin Thomas. Der hat sich direkt neben dem Eingang postiert, um auch ja jeden eintreffenden Spieler per Handschlag begrüßen zu können. Kutzop, Otten und Co. lassen es klaglos über sich ergehen. Norbert Meier hat sogar ein paar nette Worte für den durch Geheimdienst-Medien-Rummel arg Gestreßten. „Die sind wahrscheinlich noch linker als der AC Milano“, weiß der Nobby über den US-Geheimdienst bestens Bescheid und verspricht dem Tommy für die Zukunft eine grün-grün/weiße Zusammenarbeit: „Wenn die wieder kommen, sagste uns Bescheid. Dann helfen wir.“

Rosi Roland