Krankenhäuser melden 500 Tote bei den Unruhen in Venezuela

Caracas (afp/ap) - Während die blutigen Unruhen in Venezuela in der Nacht zum Freitag weiter abflauten, wurde das gesamte Ausmaß der mehrtägigen Ausschreitungen immer deutlicher. Krankenhäuser und Leichenhallen des Landes sprachen am Donnerstag von 300 bis 500 Toten. Über 3.000 Personen seien seit Beginn der Proteste am vergangenen Montag verletzt worden. Etwa 10.000 Personen sollen in Haft genommen worden sein. Die Unruhen hatten sich an dem drastischen Sparprogramm der Regierung entzündet.

Am Donnerstag waren die Unruhen in einigen Elendsvierteln der Millionenstadt noch einmal aufgeflackert. Im Stadtteil El Valle waren Panzer eingefahren, um weitere Proteste zu verhindern. Das Wiederaufflackern der Gewalt erfolgte kurz nachdem Präsident Carlos Andres Perez die Stadt mit einem Hubschrauber überflogen hatte und daraufhin verkündete, die Situation sei wieder vollkommen normal.

Die Krankenhäuser der Hauptstadt erklärten unter der Last der einströmenden Verwundeten den Notstand. Über Rundfunk forderten sie zu Blutspenden auf. Die meisten Toten und Verwundeten wiesen Schuß- und Stichverletzungen auf. In den älteren Teilen der Stadt, in denen Plünderungen besonders zahlreich waren, bildeten sich vor den wenigen offenen Lebensmittelgeschäften wieder lange Schlangen.

Präsident Perez hat den reichen Industriestaaten eine Mitverantwortung an dem Aufruhr in seinem Land gegeben. Er sagte, die Industrieländer müßten sich darüber im klaren sein, auf welchen Weg sie Lateinamerika schickten. Er spielte damit auf die Schuldenkrise und die Auflagen des Internationalen Währungsfonds an, die ihn zur Streichung von Subventionen gezwungen hatten, um einen weiteren Kredit über 4,3 Milliarden Dollar zu erhalten.