IGDrupa schont noch ihre Kräfte

■ Fünfte Runde der Schlichtungsverhandlungen auf Montag vertagt / Donnerstag und Freitag bis zu 25.400 Drucker in knapp 250 Betrieben im Streik / Journalistengewerkschaften, DAG und Grüne solidarisch

Mainz (ap/dpa) - Ohne konkretes Ergebnis haben Arbeitgeber und IG Druck gestern die fünfte Runde der Schlichtungsverhandlungen für die Druckindustrie in Mainz vertagt. Die Gespräche unter dem Vorsitz von Vermittler Heinrich Reiter, in denen es vor allem um die Wochenendarbeit für die 165.000 Drucker geht, sollen am Montag fortgesetzt werden.

Reiter, Präsident des Bundessozialgerichts, sagte am Nachmittag, es hätten sich in den stundenlangen Gesprächen vom Donnerstag und Freitag „verschiedene Möglichkeiten“ ergeben, die „eine Kerze in einem langen Tunnel“ sein könnten. Er selbst habe aber noch keine Lösung empfohlen. Dazu sei die Zeit noch nicht reif.

Der Vorsitzende der IG Druck, Erwin Ferlemann, sprach von einer „schwierigen Phase, die doch entscheidend werden könnte“. Es sei aber fraglich, ob es im Verlauf der internen Beratungen der Tarifparteien gestern nachmittag noch zu einem Ergebnis komme. Die IG Druck hatte für den Nachmittag ihre große Tarifkommission nach Mainz einberufen.

Bei der Streitfrage Wochenendarbeit verlangt die Gewerkschaft eine Festschreibung des freien Wochenendes. Nur die Produktion von aktuellen Zeitungen und Zeitschriften soll davon ausgenommen werden. Dagegen wollen die Arbeitgeber im Rahmen einer Fünf-Tage-Woche auf den Samstag als Regelarbeitstag prinzipiell nicht verzichten.

Gestern streikten nach Angaben der IG Druck und Papier in Stuttgart 14.000 Beschäftigte in 94 Betrieben. Der Ausstand ist vorerst bis morgen früh befristet. Schwerpunkte der Streiks waren Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Hessen. Zwölf hessische Druckereien sind von 3.000 Beschäftigten bestreikt worden. Die 'Frankfurter Allgemeine Zeitung‘ und die 'Frankfurter Neue Presse‘ erschienen nur mit achtseitigen Notausgaben. Auch andere Zeitungen kamen gestern in erheblich verringertem Umfang oder gar nicht auf den Markt, nachdem am Donnerstag laut IG Druck 25.400 Arbeitnehmer in 249 Druckereien und Verlagen die Arbeit niedergelegt hatten.

Daß im Gegensatz zum Vortag gestern fast nur die Hälfte der Drucker streikte, begründete ein Gewerkschaftssprecher in Baden-Württemberg damit, Kräfte für die kommende, möglicherweise entscheidende Woche in der Tarifauseinandersetzung zu schonen. Ein IG-Druck-Sprecher in Schleswig-Holstein sagte: „Wir sind weiter flexibel: Einige gehen aus der Streiklinie zurück, andere kommen dazu“.

Erste Urabstimmungsergebnisse liegen inzwischen auch aus Betrieben in Bayern, Hessen und Norddeutschland vor. Danach erklärten zwischen 95 und 100 Prozent der Abstimmungsteilnehmer, zur Durchsetzung der Gewerk schaftsforderungen unbefristet zu streiken.

Dazu meinte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV), die von der IG Druck veröffentlichten Zahlen zur Urabstimmung sollten der Öffentlichkeit die wahre Lage verschleiern. Er sagte zudem, die meisten deutschen Leser hätten ihre Zeitungen erhalten, obwohl die Gewerkschaften versuchten, in ihre Streikmaßnahmen in rechtswidriger Weise Verlagsangestellte und Redakteure einzubeziehen.

Nach den Journalistengewerkschaften hat sich auch der Landesverband Hamburg der Deutschen Angestelltengewerkschaft und die Bundestagsfraktion der Grünen mit den Streikenden solidarisch erklärt.