Rushdie

Die iranisch/islamische Todesdrohung gegenüber Rushdie verurteile ich scharf, und so begrüße ich Euer Engagement in dieser Sache. Doch die Art und Weise? (...) Den Stellenauszug aus dem Buch halte ich für reine Publicity den Vorschlag von Walter Jens, das Buch ein wenig später, dafür aber mit einem solidarischen und analysierenden Nachwort versehen, herauszugeben, finde ich wesentlich sinnvoller.

Nelly Rosenberg, Hamburg

(...) Ist Rushdie wirklich ein Schriftsteller? Mußten all die Menschen um seines Buches willen sterben, ist das der Sinn von Literatur? Können die Millionen, die er jetzt dank der kinoreifen Publicity einsteckt, ihn jemals von seinem schlechten Gewissen befreien? (...)

Renata Leuffen, Düsseldorf

Ich schreibe Euch diesen Brief als einer von vielen Moslems, die schockiert sind über Khomeinis Mordbefehl gegen den Schriftsteller Salman Rushdie. Schockiert bin ich besonders, weil diese Situation den Islam als eine unzivilisierte und undemokratische Religion ausweist für die Nicht-Moslems und damit die islamfeindlichen Tendenzen in diesem Land unterstützt.

(...) Wir Moslems gehören zum Islam und nicht zu Khomeini oder anderen islamischen Führern, die sich gerne als offizielle Vertreter des „richtigen“ Islam ausgeben. Im Namen des Islam versuchen sie politische oder persönliche Vorteile zu erreichen, sind aber meiner Meinung nach sehr weit von den eigentlichen islamischen Werten entfernt. Khomeini und seinesgleichen benützen den Islam, um Macht und Regierung in ihrem eigenen Interesse aufzubauen und zu konservieren.

Als Moslem distanziere ich mich von diesem Mordbefehl - und damit stimmt die Mehrzahl aller Moslems überein. Khomeini hätte die Kopfgeldprämie für Rushdie sehr viel sinnvoller für die Publikationen wissenschaftlicher Arbeiten über den Islam verwenden sollen. Dies wäre eine geistigere und klügere Antwort gewesen.

Dieses Buch soll in der BRD veröffentlicht werden, und ich hoffe, daß dann eine breite Diskussion über die Inhalte des Islams entsteht und dabei die religiösen Inhalte getrennt werden von den jeweils tagespolitischen Interessen der Politiker und auch mancher konservativer Koraninterpreten.

(...) Der Islam mit seinen Glaubensinhalten ist den allermeisten westlichen Menschen völlig unbekannt. Deswegen muß das Buch von Rushdie, das meiner Meinung nach entstellende Darstellungen des Islams enthält, unbedingt der Bearbeitung islamischer Wissenschaftler gegenübergestellt werden. (...)

Ich fordere Euch auf, verschiedenen Moslems die Möglichkeit zu geben, ihre Vorstellungen vom Islam zu veröffentlichen und sich kritisch zum Rushdie-Buch äußern zu können. Rushdies Islam-Phantasien hat viele Moslems sehr verletzt. (...) Rushdie hat das Recht zu veröffentlichen, was er will

-er ist ein freier Mensch und hat das Recht, kreativ zu kritisieren - aber dieses Recht gebührt ebenso uns Moslems, nämlich einzutreten für unseren Glauben und die Möglichkeit zu bekommen, entstellende und verletzende Darstellungen richtigzustellen. (...)

Adel Gabr