Repressionswelle rollt im Kosovo Strafverfahren gegen Ladenbesitzer

Krakau (taz) - Nach den Verhaftungen prominenter KP -Funktionäre in der autonomen jugoslawischen Provinz Kosovo sind am Wochenende gegen 250 Kneipen- und Ladenbesitzer Strafverfahren wegen „Unterstützung konterrevolutionärer Umtriebe“ eingeleitet worden. Dies melden die Sonntagszeitungen Jugoslawiens. Die albanischen Kleinhändler im Kosovo hätten mit dem Schließen ihrer Läden aus Solidarität mit hungerstreikenden Bergarbeitern eine „gefährliche Sicherheitslage“ heraufbeschworen. Der vorige Woche abgebrochene Generalstreik war gegen eine für den 15. März geplante Verfassungsänderung gerichtet, die die Autonomierechte des mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo gegenüber Serbien beschränkt.

Wie und wann die Strafverfahren durchgeführt werden sollen, wird in der Presse ebensowenig erklärt wie Einzelheiten über die Anklage gegen den ehemaligen KP-Chef Kosovos, Azem Vlasi, und weitere 15 Spitzenfunktionäre, die am Freitag inhaftiert worden waren.

Die Armee hält unterdessen immer noch öffentliche Plätze und Stadtzentren Kosovos besetzt und sei in „erhöhter Alarmbereitschaft“. Wie der Oberbefehlshaber der Armee -Einheiten, Andrej Silic, in Radio Pristina erklärte, werde man auch weiter präsent sein, um „für Ruhe und Ordnung“ zu sorgen.

Roland Hofwiler