Boat People sollen zurück nach Vietnam

■ Vietnam gibt sich Repatriierungsfreundlich / Hoher Funktionär Hanois für Zwangsrepatriierung der Boat People / Die ersten 70 freiwillig aus überfüllten Lagern in Hongkong zurückgekehrt

Hanoi/ Berlin (afp/taz) - Für die Zwangsrepatriierung illegaler vietnamesischer Emigranten, denen der Flüchtlingsstatus nicht anerkannt wurde, hat sich am Samstag erstmals ein hoher vietnamesischer Regierungsvertreter ausgesprochen. Dabei müsse jedoch streng auf die Einhaltung der Menschenrechte sowie humanitärer Gesichtspunkte geachtet werden, betonte der Leiter der Einwanderungsabteilung im Innenministerium Nguyen Can vor Journalisten in Hanoi. Bei seinem Vorschlag handele es sich aber nicht um die offizielle Linie Vietnams, sondern um seine persönliche Meinung. Auf Druck der Asean-Staaten und von Hongkong hatte sich Hanoi wiederholt zur Aufnahme von Flüchtlingen bereiterklärt, die freiwillig in ihre Heimat zurückkehren wollten. Eine erste Gruppe mit 75 Rückkehrwilligen war am vergangenen Donnerstag eingetroffen.

Insgesamt sollen in diesem Jahr 500 Boat People aus Hongkong nach Vietnam zurückkehren, wo sie mit Hilfe des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen wieder eingegliedert werden sollen. Derzeit sind jedoch nur etwa 150 Boat People zur Rückkehr bereit. Die Behörden in Hongkong haben bereits Zwangsrepatriierungen angedroht, nachdem sie am 15.Juni 1988 Flüchtlinge aus Vietnam zu illegalen Einwanderern erklärt hatten. Diese Entscheidung betraf rund 10.000 Einwanderer, die keinen echten Flüchtlingsstatus nachweisen konnten und als sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge in zentralen Sammellagern isoliert wurden.

Thailand, Malaysia und andere Länder der Region hatten 1978 zunächst zugestimmt, rund 200.000 vietnamesischen Flüchtlingen bis zu deren Aufnahme in Australien, den USA, Kanada und anderen westlichen Ländern vorübergehend Asyl zu gewähren. Seither blieben jedoch immer mehr Flüchtlinge in den Auffanglagern auf dem Weg in die Industrieländer hängen. Im letzten Jahr war die Zahl der Flüchtlinge aus Vietnam aufgrund der Hungersnot erneut sprunghaft angestiegen. Die westlich orientierten Asean-Staaten weigerten sich jedoch bislang, Vietnam die dringend benötigte Wirtschaftshilfe zu gewähren, bevor es seine Truppen vollständig aus dem benachbarten Kamputschea abgezogen hat. Die potentiellen ausländischen Investoren drängen darüber hinaus auf Vietnams Kooperationsbereitschaft bei der Flüchtlingsrückführung.

sl