Wohin driften die Grünen?-betr.: "Grüne verweigern Hungerstreik-Büro", taz vom 28.2.89

betr.: „Grüne verweigern Hungerstreik-Büro“,

taz vom 28.2.89

Einmal mehr fragt mensch sich, wohin die Grünen driften. Offensichtlich wird auch bei ihnen (und das in letzter Zeit nicht selten) eine Anbiederung (weniger?) an einen Staatsapparat akzeptiert, der durch sein Gewaltmonopol Imperialismus und Repression faktisch und propagandistisch zu manifestieren versucht. Auch durch sie also Restriktion der öffentlichen Meinungsvielfalt, Speichelleckerei beim bundesrepublikanischen Establishment. Ist der Landesvorstand der hessischen Grünen schon so weit in den sicherheitspolitischen Konformismus abgedriftet, daß er es nicht einmal mehr wagen kann, zwischen öffentlicher Distanzierung von Gewalt- und Terrorakten und der Solidarität mit politischen Gefangenen gegen Repression und Folter, gegen Inhumanität und schleichende Zentralisierung ideologischer Pluralität und deren konsequenten Publizierung zu unterscheiden? Nicht die Radikalität wird isoliert. Die Grünen Hessen isolieren sich selbst von jedem Anspruch auf Anwaltschaft von Minoritäten gegen staatliche Unverhältnismäßigkeit.

Nicht nur der Kulturstandard eines Landes zeigt sich in seinem Umgang mit politischen Gefangenen, wie Tucholsky in einem Leserbrief zitiert wurde, sondern vor allem auch der einer vornehmlich linken Partei.

Andreas Kunkel, Neuötting