Spanische Banken-betr.: "Gewitter am spanischen Bankenfirmament", taz vom 28.2.89

betr.: „Gewitter am spanischen Bankenfirmament“,

taz vom 28.2.89

Der Artikel von Antje Vogel zur gescheiterten Fusion zwischen der spanischen Banco Central und Banesto zeigt leider nur einen kleinen und auf persönliche Streitigkeiten bezogenen Ausschnitt dessen, was sich auf dem spanischen Bankensektor tut.

Schon seit geraumer Zeit gibt es ein regelrechtes Fuisons und Beteiligungsfieber bei den spanischen Banken. Das Stichwort heißt: EG-Binnenmarkt 1992.

Um sich innerhalb des gemeinsamen Marktes behaupten zu können, schließen sich - unter ausdrücklicher Zustimmung der „sozialistischen“ Regierung (Steuererleichterung) zahlreiche Banken zusammen (zum Beispiel auch Banco de Bilbao und Banco de Vizcaya), und ich glaube nicht, daß das letzte Wort bezüglich der Fusion von Banco Central und Banesto schon gesprochen ist.

Auf der anderen Seite versuchen deutsche Banken, Anteile an spanischen Bankhäusern zu erwerben. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich übrigens auch im Versicherungswesen. Spanien ist der profitabelste Boden innerhalb der EG geworden. In großen Anzeigen werben deutsche Banken für Investitionen, ganz so wie es die Regierung erhofft. Dort läuft das Geld natürlich hauptsächlich in Industriezweige, die höchste Gewinne verheißen, das heißt in erster Linie Metall, Chemie und Elektronik. Siemens zum Beispiel ist ganz begeistert von den Erträgen ihrer spanischen Filiale.

Weil diese Geschäfte in Zukunft vermittelt und finanziert sein wollen, drängen sich natürlich auch gerade die spanischen Banken danach. Die Kehrseite einer derartigen Wirtschaftspolitik liegt auf der Hand: Die Schere zwischen wenigen recht gut Verdienenden und denen, die in die Armut gedrängt werden, öffnet sich immer weiter. Nach Schätzung der sozialdemokratischen Gewerkschaft UGT leben 30 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Schwelle der Armut. Die Arbeitslosigkeit liegt mit 25 Prozent an der EG-Spitze (Jugendarbeitslosigkeit: 50 Prozent).

Gerade aber die UGT hatte lange Zeit dazu geschwiegen und sich durch Sozialpakte selbst gebunden (Moncloa-Pakt). Der Präsident des Unternehmerverbandes Jose Maria Cuevas hat der Reduzierung der Arbeitskonflikte und dem Verzicht auf Lohnforderung ausdrücklich eine historische Dimension zugewiesen. Auf diesem Hintergrund und da der Zusammenschluß von Banco Central und Banesto ca. 25 Prozent des spanischen Finanzmarktes beherrschen würde, glaube ich kaum, daß eine solche Entscheidung für immer gestorben ist, denn es stehen wohl viel zu große Interessen von Kapital und auch Regierung dahinter.

Franz Hössel, Hanau 1