Tod in Deutschland

■ „Plötzlich vom Himmel - Ein Flugzeugabsturz und seine Folgen“, 23 Uhr, West 3

Der Tod im Blick der Massenmedien. Bilder des Grauens, Schlagzeilen. Manchmal ein unscharfes Amateur-Foto von dem Augenblick des Todes. Am nächsten Tag versinken der Absturz, der Unfall, das Attentat in der Beliebigkeit der Informationsflut, längst überholt von der nächsten Katastrophe, auf die bereits eine weitere Schreckensmeldung folgt. Ein Phänomen, so alt wie der Journalismus, und doch geschieht es nur selten, daß sich jemand vom Zwang der Sensationshascherei löst und länger beim Tod verweilt als bis zum Gedenkgottesdienst für die Opfer von Lockerbie, Remscheid oder einem dieser Orte, an dem immer wieder der gleiche Mechanismus der Berichterstattung abläuft.

„Tod heißt über Leben nachdenken.“ Werner Filmer, der WDR -Redakteur für Politik und Zeitgeschehen, nutzt das Faszinosum spektakulärer Bilder als Einstieg in eine Reflexion über den Tod, die mehr aussagen soll als die übliche journalistische Ritualisierung tödlicher Ereignisse. Der dokumentarische Schwerpunkt unter dem Titel Tod in Deutschland, der bereits am 3.März begonnen hat, stellt bis zum Oktober in West 3 Beiträge vor, die sich mit den gesellschaftlichen und politischen Dimensionen des Sterbens beschäftigen.

Nicht nur in den sich aufdrängenden Themen Aids, Flugzeugkatastrophe und Krebstod will die Reihe aufzeigen, „was nach dem Tod im Leben der Hinterbliebenen angerichtet“ wird. Sie sucht auch die tabuisierten Zonen - in einem Porträt der RAF-Aussteigerin Astrid Proll -, oder das - im übertragenen Sinne - Sterben eines Bauern, der Opfer des Verdrängungskampfes in der Landwirtschaft wird.

Anstoß für die Betrachtung des Themas Tod, vor dem jeder gern die Augen verschließt, wenn er selbst darüber nachdenken soll, aber doch hinsehen möchte, wenn andere betroffen sind, war für Werner Filmer ein Flugzeugabsturz inzwischen längst vergessen, ausradiert aus dem Gedächtnis durch die opferreicheren Katastrophen in Ramstein und Remscheid. Am Pfingstmontag 1983 stürzte ein Starfighter während einer Flugvorführung am Frankfurter Rhein-Main -Flughafen ab und tötete eine unbeteiligte Pfarrersfamilie.

Die Autorin Carola Benninghoven berichtet über den erlittenen Verlust bei den Angehörigen, aber auch über das Weiterleben und das Verarbeiten einer schmerzlichen Erfahrung. Ein Anfang nach dem Ende.

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