: Gauweiler ist überall
■ Knast für Raucher in Manila
Sultan Marud IV. sandte in der Türkei im 17. Jahrhundert V -Leute aus, um Rauchern „daselbst Toback zu verkauffen“. Sobald sich jemand auf den Handel einließ, zückten die Männer des Sultans ihren Säbel und schlugen ihrem Kunden „sogleich den Kopf hinweg“. Arrest, Zwangsarbeit, Prügelstrafe, Aufreißen der Nase, Aufschneiden der Lippen, Einbrennen eines Kainsmals, Vermögenskonfiskation, Verbannung - die Liste der Repression, mit der sich Fürsten, Pfaffen und sonstige Herrscherhäuser an der lasterhaften Spezies der RaucherInnen abreagierten, ist endlos. Die Einknastung von RaucherInnnen, die jetzt in Manila-Quezon von einem ausgetickten Bürgermeister und seinem gehorsamen Polizeiapparat durchgesetzt wurde, fügt sich nahtlos ein. Mit einem Unterschied: Sie stammt nicht aus der Zeit des tiefen Mittelalters, sondern der modernen zivilisierten Gesellschaft an der Wende zum 21. Jahrhundert.
Doch die von einem Rudel von 2.000 bewaffneten Polizisten überwachten Nichtraucherzonen von Quezon liegen im Trend, auch wenn militante NichtraucherInnen hierzulande noch nicht soweit sind. Aber die Entwicklung geht in dieselbe Richtung
-zum Schießbefehl. Hinter der Zwanghaftigkeit, mit der gegen RaucherInnen vorgegangen wird, der missionarisch -aggressiven Gauweilerei, die viele militante Nichtraucher auszeichnet, steht dieselbe Grundhaltung. In dem anderen (den RaucherInnen) wird das eigene Ich geprügelt. Die eigene Lust an Ausschweifung, Laster, Frivolität und Zügellosigkeit, die in jedem von uns lauert, wird an einem Stellvertreter bekämpft. Und es wird Macht demonstriert. So wird der Raucher zum Prügelknaben. Man schlägt den Sack und meint den Esel - sich selbst.
Manfred Kriener (Nichtraucher)
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