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Unter Druck

■ Zum Tarifkonflikt in der Druckindustrie

Niemand kann zur Stunde sagen, ob die auf drei Tage angesetzte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt der Druckindustrie mit einem Kompromiß enden wird oder nicht. Entscheidend wird sein, ob sich die Tarifparteien über die zentrale Frage der Wochenendarbeit werden einigen können. Gelingt dies, dürften sich auch bei den anderen Fragen Lösungen finden.

Die IG Druck und Papier hat, entgegen den kampffreudigen Verlautbarungen ihrer Funktionäre, kein zwingendes Interesse daran, den Konflikt zu verschärfen und auf einen Arbeitskampf hinzutreiben. Denn sie ist mit ihren organisationsinternen Veränderungsprozessen - der anstehenden Gründung der IG Medien - vollauf beschäftigt. Zudem steht ihr im nächsten Jahr eine weitere Auseinandersetzung um die endgültige Durchsetzung der 35 -Stunden-Woche bevor, die allem Anschein nach härter werden wird als die letzte Arbeitszeitrunde 1987.

Auf der anderen Seite demonstrieren die Warnstreiks ihrer in mancher Hinsicht verunsicherten Facharbeiterklientel, daß die Organisation trotz all der jetzt hinzukommenden Schriftsteller, bildenden Künstler und sonstigen unsteten Elemente ihr kämpferisches Profil nicht verlieren wird. Und mit dem Kampf ums freie Wochenende hat die Gewerkschaft in eine Auseinandersetzung eingegriffen, in der sie eigenes Profil entwickeln kann. Es gibt keine zwingenden Notwendigkeiten für Wochenendarbeit außerhalb des an aktuelle Erscheinungsrhythmen gebundenen Zeitungs- und Zeitschriftengewerbes. Das Interesse der Druckunternehmer an höheren Maschinenauslastungen und das Interesse der Druckbeschäftigten an abgesicherten Freizeitblöcken sind einander entgegengesetzt und müssen wenn nötig im Arbeitskonflikt ausgetragen werden.

Martin Kempe

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