Bügelbildchen auf Tapete

■ Bilder von Friedemann Hahn im Oldenburger Landesmuseum: Nino Ventura, Jeanne Moreau, Van Gogh, Cezanne, Monet erleben ihren Auftritt in der Sparte „Bildende Kunst“

Lino Ventura und Jeanne Moreau, Jayne Mansfield, Humphrey Bogart und anderen Filmgrößen verhilft Friedemann Hahn in seinen Bildern der 70er Jahre zu Auftritten in der Sparte Bildende Kunst. Grundlage: Standfotos, Plakate und vom Bildschirm abfotografierte Szenen aus den Streifen Hollywoods, die Filmgeschichte machten. „Niagara“ (1953) und „To have and have not“ (1945) beispielsweise. Immer sind es Szenen zwischen Held und Heldin, die, aus dem Zusammenhang gelöst, ein neues Bilderleben führen.

Hahn malt aber keine Kopien. Ihm geht es nie nur um die Abbildung seiner Helden, was nichts anderes sein könnte, als ein Abbild vom Abbild eines dargestellten Bildes. Die grell -farbigen Bilder unterstreichen die Künstlichkeit der Filmwelt nicht nur, sie treiben sie auf die Spitze. Die immateriellen Bilder des Films sind flach. Hahn unterstreicht dies durch plakativste Malweise, die

Figuren wirken wie Bügelbildchen auf monochromen roten, blauen und grünen Tapeten. Alles ist glatt, die Bildoberflächen lassen höchstens in scheinbar unwichtigen Details - wie den Haaren von Laureen Bacall, die ebenso blau sind wie die Haut der nackten Mansfield - Pinselspuren erkennen.

Dagegen die neuesten Bilder der letzten Jahre: Nicht mehr die Filmstars drängen sich uns auf, die Könige der modernen Malerei, Monet, Cezanne und Van Gogh sind nun im Bilde. Und mit ihnen: ihre Malerei, ihr Stil.

In den besten Arbeiten der Ausstellung schälen sich die Figuren nur langsam und nur bis zu dem Punkt des gerade möglichen Erkennens aus den expressiv gesetzten Pinselstrichen, die oft wie ein dichtes, starkfarbiges Gitternetz die gesamte Fläche durchziehen. Die Struktur der malerischen Handschrift ist Thema dieser Malerei, die sich aber dennoch nicht ganz von der abbildenden Dar

stellung der Personen lösen will.

Van Gogh ist Hahns großes Vorbild, der Maler wie der Mythos, weswegen immer auch die Person zitiert wird. Nicht nur Malerei über Malerei. Der große Reiz der Ausstellung liegt besonders in der Möglichkeit, verstehen zu können, wie dieser Maler langsam seine Bildsprache wandelt. Dem Hauptbild mit Pärchen werden tryptichonartig Nebentafeln zugeordnet, die rein Malerisches des Mittelstücks hervorheben, wobei die monochromen Flächen immer bewegter werden. Die Farbe selbst schiebt sich langsam zwischen uns und die Figuren, stürzt sich dann befreit in rhythmischen Gesten auch auf die primären Motive.

Bei aller spürbaren Lust am Malen, die dann im Ergebnis auch mal nicht überzeugt: immer bleibt der konzeptuelle Ansatz dieser Malerei bestimmend. Die Wirklichkeitsbrechung bleibt bestehen.

Achim Könneke

bis 9.4.