Skandal-betr.: "Weltweite Erklärung für Rushdie", taz vom 2.3.89

betr.: „Weltweite Erklärung für Rushdie“, taz vom 2.3.89

Der Mordbefehl des iranischen Ayatollah Khomeini gegen den in Großbritannien lebenden indischen Schriftsteller Salman Rushdie ist ein globaler Anschlag auf die Meinungsfreiheit und gleichzeitig auf die Religions- und Weltanschauungsfreiheit einschließlich des Rechts, sich zu keiner Religion zu bekennen und Atheist zu sein. Meinungs-, Religions- und Weltanschauungsfreiheit bedingen einander und sind nur zu verwirklichen in einem weltanschaulich -religiösen neutralen Staat, in dem das Trennungsgebot von Staat und Religion beziehungsweise Staat und Kirchen strikt eingehalten wird.

Wir vermissen im „Weltweiten Aufruf“ des Internationalen Komitees für die Verteidigung Salman Rushdies sowie in anderen Stellungnahmen für Rushdie jeglichen Hinweis auf diesen Zusammenhang und wir halten es für einen Skandal, daß Rushdies Verfolgung nicht in einem Atemzug mit den Tausenden von Morden an Oppositionellen und Andersdenkenden im Iran verurteilt wird, die in diesen Wochen nicht nur ihre Meinungsfreiheit und Menschenrechte, sondern ihr Leben verlieren - sprachlos, ohne ein Buch geschrieben zu haben, aber durchaus nicht lautlos! Allerdings sind ihre Schmerzens - und Todesschreie nicht druckreif, sie lassen sich nicht vermarkten und bringen keinen Profit.

F.L.Schütte, Internationaler Bücherdienst der Konfessionslosen, Berlin