Das Ressortkarussell dreht sich

■ Spekulationen um den künftigen Justizsenator: Wird es doch Otto Schily?

Für die AL ist es trotz des öffentlichen Neins der SPD eher noch dringlicher geworden, das Justizressort für sich zu verbuchen. Falls der Oberstaatsanwalt Schomburg für die SPD die Justiz bekommen würde, befürchten die Alternativen bei einem eher rechts eingeschätzten Innensenator Pätzold eine harte sozialdemokratische Achse der inneren Sicherheit. Der Justizbereich der AL war sich jedoch klar, daß Justiz nur dann zu gewinnen ist, wenn sie mit einem von der SPD akzeptablen Namen locken könnte. Ströbele hatte ohnehin abgewinkt und wurde ausgerechnet noch durch Kunzelmann bestärkt. Zur Verblüffung betonte er, daß ein vorbestrafter Justizsenator nicht kompromißfähig sei. Er brachte seinerseits den Namen Schily ins Gespräch - ohne Gegenliebe. Ströbele nannte die Anwältin von Galen und den ehemaligen Abgeordneten Wieland, der sich im VS-Untersuchungsausschuß einen Namen gemacht hat. Der AL-Justizbereich sah bei anderen Namen Kompromißchancen für die SPD: der Juraprofessor Uwe Wesel, Mitglied des Republikanischen Clubs und SPD-Mitglied, wurden genannt und der Bremer Verfassungsrechtler Uli Preuß, als Verfassungsexperte und glänzender politischer Redner renommiert.

Ob sich der mit internationalem Renommee bedachte Anwalt und Spezialist für alliiertes Recht Reiner Geulen bei der AL für den Posten des Umweltsenators wird durchsetzen können, ist noch fraglich. Er ist der Partei mit seinen kategorischen Personalvorstellungen suspekt. Außerdem, so fürchtet man, wird er sich nicht von der Partei die Zügel anlegen lassen. Für den letzte Woche neu hinzugekommenen Ressortwunsch „Gesundheit und Soziales“ hat sich inzwischen die ehemalige Abgeordnete Sabine Nitz-Spatz beworben, obwohl sie bereits als Gesundheitsstadträtin in Tiergarten nominiert ist.

Die Suche nach einer Senatorin für das Frauenressort hat sich zum personalpolitischen Desaster ausgeweitet. Jetzt ist die zweite Riege im Gespräch. Helga Hentschel, vorgesehen für das Amt der Staatssekretärin, überlegt, ob sie sich auf den Senatorinnenstuhl setzt. Antje Vollmer, so heißt es, sei zu selbstbewußt.

Gleiches tut sich auf bei Schule und Sport. Die zunächst gehandelte Sibylle Volkholz, stellvertretende GEW -Vorsitzende, ist der AL nach näherem Hinsehen 'zu dröge‘. Außerdem paßten ihre Personalwünsche nicht ins Kalkül. Berufen fühlt sich jetzt Ulf Preuss-Lausitz, Professor der Pädagogik, nach dem Amt zu greifen, und auch Kola Kuhn, sportpolitischer Sprecher der letzten Fraktion, schickt sich an, auf seinem Lieblingssportgerät, dem Skateboard, in die Bredtschneiderstraße einzusegeln.

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