Attentate? Natürlich!

Gespräch mit Guillermo Banguero, amtierender Generalsekretär der Union Patriotica  ■ I N T E R V I E W

taz: Wer hat Antequera ermordet?

Guillermo Banguero: Die Feinde des Friedens innerhalb der Drogenmafia haben es darauf abgesehen, uns auszulöschen.

Und die Sicherheitskräfte haben nichts damit zu tun?

Es ist merkwürdig, wie das Attentat verübt werden konnte. Die Killer betreten mit Maschinengewehren die Flughafenhalle, und weder Geheimdienst noch Polizei sollen etwas bemerkt haben? Auf jeden Fall gibt es eine Mittäterschaft von Sicherheitskräften.

Bevor er vor den Todesdrohungen ins Ausland flüchtete, kritisierte Bernardo Jaramillo, Chef der Union Patriotica, vor zwei Wochen erstmals auch die von der Guerilla verübte Gewalt...

Wir kämpfen für den Frieden. Aktionen wie die Sprengung von Erdölpipelines helfen dem revolutionären Kampf nicht weiter. Teile der Guerilla haben zur Zeit nicht den Willen zu Verhandlungen.

Bernardo Jaramillo im Exil, Antequera tot - es scheint unverständlich wieso die Union Patriotica überhaupt noch weiter macht.

Wir denken, daß es noch Möglichkeiten für den Frieden gibt. Es ist schwierig, das ist klar. Sie haben schon rund 800 Mitglieder unserer Partei ermordet. Wir wollen das Land modernisieren, mehr Demokratie einbringen und dafür sorgen, daß außer den traditionellen Parteien auch andere Sektoren in der Regierung präsent sind.

Sie riskieren weiter Attentate?

Natürlich! Die militärischen Kräfte haben sich darauf versteift, unsere Partei auszulöschen. Nach dem Mord an Antequera zeigt sich aber ein neues Element: Die Gewalt richtet sich nun selbst gegen regierungsfreundliche Sektoren. Die Kriminellen haben nicht nur die Mitglieder der UP im Visier, sondern sie haben auch versucht, Ernesto Pizano, einen Spitzenpolitiker der regierenden Liberalen Partei, zu ermorden. Wir werden versuchen, den Kolumbianern klarzumachen, daß die Gewalt sich nicht nur gegen die Revolutionäre richtet.

Interview: Ciro Krauthausen