Der neue Senat aus der Gerüchteküche

■ Wer alles SenatorIn hätte werden können, wer es nicht wird und wer vielleicht doch

Noch weiß niemand genau, wer diese Stadt demnächst regieren wird, aber was wir wissen, ist, welche Namen von verschiedener, interessierter Seite immer mal wieder in die Debatte geworfen werden, wenn es um die zukünftige Senatsmann- und -frauschaft geht. Am erstauntesten über ihre öffentliche Namensnennung waren oft die Betroffenen selber, die per Zufall oder per Druckerzeugnis davon erfuhren, daß sie zu den Auserwählten gehören könnten. Die Philosophin Christina Thürmer-Rohr wußte z.B. nichts von ihrem Glück, von einIgen Frauen als zukünftige Frauensenatorin ausgeguckt worden zu sein, und sie hatte auch nie die Absicht, Politikerin zu werden. Frauen aus der FrauenfrAKTION brachten noch zwei andere Namen ins Gespräch, von denen noch ungewiß ist, ob sie wollen oder gewollt werden: die Rechtsanwältin Anne Klein und die Feministin Hannelore May. Auch die Journalistin Lea Rosh reagierte erstaunt auf Zeitungsmeldungen, daß sie als Kultursenatorin zur Debatte stehe. Der Umweltrechtsanwalt Reiner Geulen, Wunschkandidat der Alternativen, hat bereits dankend abgesagt. Offenbar bemüht, noch ein paar Frauennamen ins Gespräch zu bringen, wenn man schon nicht für ein eigenes Ressort für das weibliche Geschlecht ist, war aus Kreisen der SPD nun der Name der Bundestagsabgeordneten und Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Meier zu hören. Ursula Engelen-Kefer von der Bundesanstalt für Arbeit gilt als potentielle Wirtschaftssenatorin. Dafür war aber auch der SPD -Bundestagsabgeordnete Peter Mitzscherling vorgesehen. Gerhard Schneider, im Schattenkabinett der Genossen noch für Finanzen vorgesehen, möchte sich als frischgebackener Vater mehr ums Familienleben kümmern. Vielleicht muß aber auch der zum Verfassungsschutzexperten avancierte Erich Pätzold sich ums liebe Geld kümmern mangels anderer KandidatInnen. Damit wäre auch das Problem gelöst, welchen Posten der Rechtsanwalt Hans-Georg Lorenz bekommen könnte. Er könnte dann, wie ursprünglich vorgesehen war, doch noch Innensenator werden. In letzter Zeit wurde Pätzold als Nachfolger von Kewenig gehandelt. Als Justizsenator besteht die SPD weiter auf ihrem Kandidaten Wolfgang Schomburg. Das begehrliche Schielen einiger AL-Prominenter nach dem Amt war selbst in der eigenen Partei nicht unumstritten. Ausgerechnet verantwortlich für die Knäste zu sein und damit vielleicht beim nächsten Ausbruch den Kopf hinhalten zu müssen, leuchtete vielen Alternativen nicht ein. Das Justizressort ist auf der Prioritätenliste der AL auf die fünfte Stelle gerutscht. Aber selbst die kühnsten AL -TräumerInnen erwarten sich höchstens vier Senatorenposten. Wissenschaftssenatorin könnte die Professorin Heide Pfarr werden, wenn Hans Kremendahl nicht dabei bleibt, es werden zu wollen. Der Gewerkschafter Horst Wagner soll an dem Ressort „Gewerkschaft und Betriebe“ interessiert sein. Um die Gesundheit der BerlinerInnen will sich von SPD-Seite aus Marianne Brinckmeier kümmern, die AL wollte die Exabgeordnete Sabine Nitz-Spatz ins Rennen schicken. Als sicher gilt, daß SPD-Kampagnenleiter Wolfgang Nagel Bausenator, Dieter Schröder (SPD) Chef der Senatskanzlei und Ernst Luuk vom Informationszentrum Berlin Senatssprecher werden sollen.taz