: Millionen aus dem Milliardengrab
■ Oberamtsräte zockten Million aus Kalkar ab / Anklage erhoben
Berlin (dpa/taz) - Die Tatsache, daß der Schnelle Brüter von Kalkar ein wenig übersichtliches Milliardengrab ist, haben sich zwei Oberamtsräte aus dem Bundesforschungsministerium zunutze gemacht. Die beiden zweigten knapp zehn Millionen Mark für angebliche Forschungsarbeiten am Brüter und dem Projekt „Energie der Zukunft“ ab und transferierten das Geld auf ihr Schweizer Nummernkonto. Gestern erhob die Bonner Staatsanwaltschaft Anklage gegen die in Untersuchungshaft sitzenden Ex-Regierungsbeamten wegen gemeinschaftlichen Betrugs, Urkundenfälschung und Untreue.
Nur durch einen Zufall war der Coup im September 1988 aufgeflogen, als die Bundesbank zwecks statistischer Erhebungen über Auslandstransfers einen Vorgesetzten der Oberamtsräte ansprach. Mit dessen gefälschter Unterschrift sollte der zweite Überweisungsauftrag ausgeführt werden. Der Ministerialrat fiel aus allen Wolken, das Schicksal der Untergeben nahm seinen Lauf.
Einen Großteil der Beute, angelegt in Immobilien, Bausparverträgen und Lebensversicherungen stellten die Behörden sicher. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind die Angeklagten geständig. Nur schieben sie sich gegenseitig die Initative für ihr Geschäft zu. Der Jüngere bestreitet zudem jede „Bereicherungsabsicht“. Er habe nur auf Schwachstellen im Ministerium hinweisen wollen.
peb
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