Frankfurt: CDU-Hetze grenzenlos

Rassismus und Antisemitismus feiern bei der Frankfurter CDU „fröhliche“ Urstände / Mit antisemitischen Ressentiments gegen den Grünen-Kandidaten Cohn-Bendit / Entsetzen in der liberalen Öffentlichkeit  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die Wahlkampfzeitung der Frankfurter CDU mit dem sinnigen Titel 'Die Brücke‘ hat das liberale Frankfurt mobilisiert. Die Proteste gegen die in der 'Brücke‘ gegen den jüdischen 'Pflasterstrand'-Herausgeber und Kandidaten der Grünen, Daniel Cohn-Bendit, gerichteten antisemitischen Untertöne kommen nicht nur von den Landes und Kreisverbänden der Grünen. Bei Cohn-Bendit in der Hamburger Allee 45 kommen Blumensträuße und Solidaritätsadressen von Projekten und Persönlichkeiten aus ganz Frankfurt und Umgebung an. Privatpersonen und Alternativbetriebe schalteten Anzeigen gegen den „Amoklauf der CDU“. Noch am Mittwoch abend riefen die Grünen zur Demonstration gegen die CDU auf - am Freitag um 16 Uhr auf dem Opernplatz.

Cohn-Bendit selbst war schockiert über den unerwarteten, auf antisemitische Ressentiments in der Bevölkerung setzenden Angriff der CDU gegen seine Person. Die Suggestivfrage der Union: „Soll Cohn-Bendit unsere Heimat bestimmen?“ heiße im Klartext nichts anderes, als daß der Jude Cohn-Bendit in Frankfurt keine Heimat habe. Vor mehreren hundert Menschen im Volksbildungsheim auf einer Wahlveranstaltung der Grünen brachte der sonst so redegewandte Cohn-Bendit kein Wort zum Thema heraus. Mit Tränen in den Augen bat er um Unterbrechung und verließ das Podium. Im Auditorium herrschte Betroffenheit. Die eigentlich vorgesehene Kandidatenbefragung wurde abgesetzt, um Gegenstrategien gegen die „schwarz-braune Allianz“ (Grüne) zu diskutieren.

Für den Sprecher der hessischen CDU, Dirk Metz, ist der Vorwurf, mit antisemitischen Ressentiments zu arbeiten, „blanker Unsinn“. Man habe Cohn-Bendit angegriffen, weil er der „Spitzenkandidat“ der Grünen sei. Darüber hinaus schrecke Cohn-Bendit im 'Pflasterstrand‘ vor keinem Angriff gegen die Union zurück. Und Cohn-Bendits Kollege, Fischer, habe erklärt, daß die Union den „schwarzen Frack“ ausgezogen habe und daß darunter „das Braunhemd“ zum Vorschein gekommen sei. Metz: „Daß die Wahlkampfaussage der Union gegen Herrn Cohn-Bendit antisemitisch gewesen sein soll, muß ich scharf zurückweisen. Hier wird versucht, etwas hineinzuinterpretieren, was nicht da ist.“ Angst davor, daß der Wahlkampf der CDU insgesamt einen Rechtsruck in der Gesellschaft bewirken könnte, hat Metz nicht, „auch wenn es da und dort Ausrutscher gibt“. Einen solchen „Ausrutscher“ lastete Metz etwa dem CDU-Kreisverband Groß-Gerau an. Der hat auf einem Plakat SPD-Landrat Blodt abgebildet, wie er schützend seinen roten Mantel über Asylbewerber hält. Das sei „schlechter Stil“, doch dafür trage der Kreisverband die alleinige Verantwortung.

Der Verantwortliche für die CDU-Wahlkampfzeitung 'Brücke‘, Norbert Arnold vom Frankfurter Kreisverband der Union, war für die taz nicht zu sprechen. Stundenlang war er „zu Tisch“.