Herr Hoppensack hat was gelernt

■ Mitarbeiter-Schelte zwischen „Tür und Angel“ / Personalrat sauer auf Scherfs Vertreter

Herr Hoppensack hat was gelernt. Das will was heißen, denn Hans-Christoph Hoppensack - dienstintern von guten Freunden liebevoll „Hoppi“ genannt - ist immmerhin Senatsdirektor, laienhaft ausgedrückt: Er ist Stellvertreter unseres 2. Bürgermeisters und Sozialsenators Henning Scherf. Wenn so ein Mann was lernt, verdient das, einem größen Publikum bekannt gemacht zu werden, ist also einen Brief mit großem Behördenverteiler wert.

Dieser Brief existiert. Hans-Christoph Hoppensack hat ihn selbst geschrieben und darin dem Senator für Arbeit, dem Senator für Inneres, dem Senator für Bildung, dem Senator für Gesundheit, dem senator für Justiz, der SPD -Bürgerschaftsfraktion, dem SPD-Landesvorstand, allen Ämtern für Soziale Dienste, dem Dachverband der Ausländer -Kulturinitiativen - kurz allen, die in Bremen mit Ausländerpolitik zu tun haben, Rechenschaft über seine jüngsten Lernerfolge abgelegt.

Was also hat Hans-Christoph Hoppensack gelernt? Salopp gesagt, hat der Senatsdirektor gelernt, daß man seine Mitarbeiter tunlichst nicht öffentlich beschimpft und in Zeitungsinterviews den Verdacht nahelegt, in Bremer Behörden kümmerten sich Sozialarbeiter „nach dem Lustprinzip“ um die Probleme von Ausländern. Wörtlich hatte Hoppensack in einem taz-Interview vom 14. 2. einzelne Ausländer-Sozialarbeiter als „Versprengte“ bezeichnet, „deren Fähigkeiten sowieso nicht besonders hoch entwickelt waren“. Daraus gelernt hat Hoppensack folgendes: Künftig will Hoppensack sich immer noch einmal schriftlich vorlegen lassen, was er mündlich gesagt hat, ehe es gedruckt wird. Das taz-Gespräch sei „leider zwischen Tür und Angel“ geführt worden (Anm. d. Red.: Es fand in Hoppensacks Dienstzimmer nach vorheriger Absprache statt). Außerdem bedauert Hoppensack „die Individualisierung der Arbeit der Ausländerexperten der ersten Stunde.“ Nicht sie habe er in dem taz-Interview treffen wollen, sondern die Methode, nach der sie arbeiteten, das Konzept - eine wenig überzeugende Entschuldigung also. Schließlich hatte Hoppensack von „Ausländer-Arbeit nach dem Lustprinzip“ nicht nur gegenüber der taz, sondern auch in einem internen Aktenvermerk gesprochen.

Entsprechend sauer reagierten jetzt die Mitarbeiter im Amt für Soziale Dienste auf Hoppensack. Sie fühlen sich durch den Stellvertreter des Senators „auf's äußerte verleumdet“. In einer Erklärung wirft der Personalrat Hoppensack denn auch vor, „sich nie hinreichend über die Arbeitsansätze direkt informiert“ zu haben. Eine „qualifizierte Auseinandersetzung mit den Kollegen“ habe nie stattgefunden. Stattdessen habe der Senatsdirektor sie als „Hanseln“ und „Versprengte ohne besonders hoch entwickelte Fähigkeiten“ bezeichnet und damit „zutiefst beleidigt“. Offensichtlich gehe es Hoppnesack darum, „einen Sündenbock für die gescheiterte Ausländerpolitik“ zu finden.

Vom Senatsdirektor erwarten die Mitarbeiter deshalb, daß er seine Äußerungen offiziell zurücknimmt, von Sozialsenator Scherf eine öffentliche Distanzierung von den Äußerungen seines Stellvertreters.

Rosi Roland