Ein umstrittenes Buch

■ betr.: „Zwischen Zensur und Provinzposse“, taz vom 2.3.89

Sehr geehrte Frau Keichel, natürlich wären wir gerne zu den erhobenen Klagen vor Veröffentlichung Ihres Artikels gehört worden. Christian Modersohn verweigerte als Urheberrechtsverwalter Otto Modersohns die weitere Zusammenarbeit an diesem seiner Meinung nach unwissenschaftlich erarbeiteten Buch. Alle anderen strittigen Punkte ersehen Sie aus der beiliegenden Pressemitteilung. Das Buch lohnte eigentlich nicht die Auseinandersetzung, wenn nicht der Name Modersohn in dieser Form zum medienwirksamen Zugpferd mißbraucht werden würde:

Pressemitteilung zu dem im DuMont-Verlag, Köln, erschienenen Worpswede-Buch:

1. Das Otto-Modersohn-Museum hat nie versucht, die künstlerische Leistung Otto Modersohns gleichwertig neben die seiner Frau zu stellen. Es ist sich der historischen Bedeutung dieser überragenden Malerin bewußt, und erstaunt über die nivellierende Behandlung der Abbildungen ihrer Gemälde in diesem Buch.

2. Als der DuMont-Verlag um die Reprorechte von Bildern Otto Modersohns bat, hat dieser auf die Frage, in welchem Zusammenhang die Abbildungen veröffentlicht werden sollen, erläuternd ein Kapitel des Buches, Otto Modersohn betreffend, zur Verfügung gestellt. (...)

3. Ein wegen zahlreicher sachlicher Fehler auf Anraten des DuMont-Verlages zustande gekommenes Gespräch mit den Autoren endete mit der Bitte um Mithilfe bei den Korrekturen, woraufhin dem Museum weitere Kapitel zugesandt wurden. Inhaltlich setzte man sich auch über das Verhältnis PMB/OM auseinander. Es sollte ein Beitrag des Museums aufgenommen werden.

4. Es wurde den Herausgebern der Text eines mit dem Thema seit langem vertrauten Autoren angeboten, den sie aber ablehnten. Einen eigenen Text wollte das Otto-Modersohn -Museum nicht beisteuern. So scheiterte die weitere Mitwirkung an diesem Projekt.

5. Schon nach dem ersten flüchtigen Lesen des uns jetzt vorliegenden Buches ist festzuhalten, daß unsere Textkorrekturen weitgehend berücksichtigt wurden und in den Text eingeflossen sind. Wie wir jetzt feststellen, nahmen die Autoren die von uns gegebenen Hinweise auf, nachdem sie 2 Jahre an diesem Thema nur auf Grund von Sekundärliteratur gearbeitet hatten, ohne die Möglichkeit des naheliegenden Quellenmaterials zu nutzen (Archiv des Otto-Modersohn -Museums, Fischerhude). Nun ist ein Buch entstanden, daß zwar immer noch sachliche Fehler (insbesondere Otto und Paula Modersohn betreffend) enthält, aber weitgehend von unserer Mithilfe profitiert hat, die uns nun als „Zensur“ ausgelegt wird. Mit freundlichen Grüßen,

Antje Noeres-Modersohn, Otto-Modersohn-Museum