Regierungsrücktritt im Sudan

■ Regierung hat ihren Rücktritt eingereicht / Südsudanesische Volksarmee war trotz Hungersnot zu keinem Waffenstillstand bereit / Nationale Einheit rückt näher

Khartum (afp/taz) - Eine Woche lang hatte sich die Regierung des Sudan unter Ministerpräsident Sadek el Mahdi noch gesträubt. Am Samstag abend mußte sie dem Druck der Opposition und der militärischen Erfolge der Rebellen John Garangs nachgeben und reichte ihren Rücktritt ein. Bereits vor zwei Wochen hatten 37 sudanesische Parteien, Gewerkschaften und Verbände den Regierungschef zur Auflösung seines Kabinetts oder zur Annahme des im November ausgehandelten Friedensabkommens mit der „Sudanese People's Liberation Army“ (SPLA) aufgefordert. Der Bürgerkrieg des mehrheitlich islamischen Nordens gegen den überwiegend christlich animistischen Süden befindet sich bereits im sechsten Jahr. Am vergangenen Mittwoch zeigte sich der unter Druck gesetzte Mahdi endlich zu Konzessionen bereit und folgte dem Vorschlag von UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar, mit dem Süden einen einmonatigen Waffenstillstand zu schließen. Für die südsudanesische Volksarmee SPLA kam das Angebot zu spät. Sie hatte in den letzten Monaten beachtliche militärische Erfolge erzielt. Noch am Samstag weigerte sie sich, gerade jetzt einem Waffenstillstand mit der Regierung Mahdi zuzustimmen. Damit war ein internationales Hilfsprogramm, mit dem etwa 100.000 Sudanesen vor dem Hungertod bewahrt werden sollen, gefährdet. Auch die wichtigste Oppositionspartei, die Demokratische Unions-Partei, hatte Mahdi die Pistole auf die Brust gesetzt: Sie werde den Verhandlungen zur Bildung einer Regierung der Einheit fernbleiben, solange die Koalitionsregierung der Umma-Partei von Sadik el Mahdi und der National-Islamischen Front (FNI) nicht wie versprochen abtrete. Nach wie vor besteht die fundamentalistische FNI auf die Einbeziehung des islamischen Scharia-Rechts in das Regierungsprogramm und damit auf der Benachteiligung aller nichtmoslemischen Sudanesen.

Mahdis überraschende Stippvisite in Libyen war ein letzter Versuch, das Blatt noch einmal zu wenden. Vergeblich hatten die Regierungstruppen in den letzten Monaten auf libyschen Munitionsnachschub gewartet. Mit leeren Händen war der Bürgerkrieg nicht zu gewinnen. Ultimativ hatte schließlich auch der Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee den Premierminister aufgefordert, eine Regierungsumbildung vorzunehmen.