Aachen: Kneipe besetzt

■ Öffentliches Treffen der neonazistischen FAP verhindert

Aachen (taz) - Blauäugig war er und politisch nicht ganz auf der Höhe, der Wirt der Aachener Gaststätte „Keglerheim“. Als die neonazistische FAP („Freiheitliche Arbeiter-Partei“) seine Räumlichkeiten am Samstag für ein Treffen anmieten wollten, dachte er sich, „Arbeiter“ klingt nach links, und willigte ein. Als ihm klar wurde, welch braune Brut da anrücken wollte, versuchte er den Vertrag zu kündigen. Die FAP setzte jedoch noch am Samstag morgen eine einstweilige Verfügung durch und marschierte an.

Doch die rund 20köpfige Neonazitruppe wurde bereits erwartet. Etwa 150 DemonstrantInnen hatten sich schon vor der Kneipe und am Tresen breitgemacht. Einen direkten Kontakt verhinderte eine Hundertschaft Polizei, die die Straße sperrte und die FAP-Aktivisten zwang, auf der anderen Straßenseite zu bleiben. Die Rechtsextremisten brüllten Parolen von „Polizistenmördern“, doch die grüne Staatsmacht ließ sich vom braunen Gesang nicht gegen die andere Seite aufwiegeln. Der Einsatzleiter der Polizei weigerte sich, die Kneipe zu räumen, weil dies wegen der großen Zahl der BesetzerInnen nicht verhältnismäßig sei. Und so dauerte und dauerte die dreifach geschichtete Belagerung einer kleinen Kneipe, wobei Aachens Hauptausfallstraße in Richtung Eifel über drei Stunden lang blockiert war. Dann mußte der Wirt feststellen, daß seine Gäste einfach nicht kamen und den Vertrag wohl doch nicht erfüllen wollten. Die Ersatzgäste bestellten die letzte Runde, und er schloß die Rollos. Nachdem schon in der Vorwoche die Gründungsversammlung der Aachener „Republikaner“ verhindert worden war, endete auch der erste Auftrittsversuch der Ultrarechten in der Öffentlichkeit erfolglos. In einer Zeit, in der viel von Stammtischen die Rede ist, war dies eine kleine Rehabilitierung des öffentlichen Wirtshauswesens und ein aktiver Erfolg gegen rechts.

-müll