Frankfurts Wähler auf den Spuren Berlins

■ Rot-grüne Mehrheit im Römer / In ganz Hessen schwere Verluste für die CDU / NPD erreicht nicht nur in Frankfurt weit über fünf Prozent / Zitterpartie für die FDP / Wahlbeteiligung höher als 1985 / Über 4,2 Millionen Wahlberechtigte stimmten ab

Frankfurt (ap/dpa) - Bei der Kommunalwahl in Frankfurt hat die CDU am Sonntag die absolute Mehrheit verloren. Nach den am Abend vom städtischen Wahlamt veröffentlichten ersten Zwischenergebnissen haben SPD und Grüne offenbar zusammen eine Mehrheit im neuen Stadtparlament. Überraschend gut schnitt die rechtsextreme NPD ab, die aller Voraussicht nach über fünf Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte.

Die CDU mit Oberbürgermeister Wolfram Brück an der Spitze erlitt nach diesem Stand starke Verluste. Von den 49,6 Prozent vor vier Jahren büßte sie mehr als zehn Prozent ein. Die SPD, die mit dem früheren Bundesverkehrsminister Volker Hauff als Oberbürgermeisterkandidat angetreten war, konnte ihren Anteil von zuletzt 38,6 Prozent nur leicht ausbauen. Deutlichere Gewinne erzielten die Grünen, die von acht auf knapp zehn Prozent stiegen. Die FDP, die 1985 nur 2,6 Prozent errungen hatte, blieb offenbar erneut unter fünf Prozent, während die rechtsradikale NPD nach den Ergebnissen aus 34 der 551 Wahlbezirke auf 7,4 Prozent kam.

Nach einer Hochrechnung des Hessischen Rundfunks kam die NPD sogar auf 8,6 Prozent und würde damit acht Mandate im Römer besetzen. Die CDU sah der Sender bei nur 35,0 Prozent, die SPD bei leichten Verlusten mit 38,2 Prozent aber dennoch als stärkste Partei, die Grünen mit 11,3 Prozent als die eigentlichen Gewinner. Der Hessische Rundfunk hielt einen knappen Wiedereinzug der FDP in den Römer mit genau 5,0 Prozent für möglich. Die Mehrheit von SPD und Grünen gegenüber CDU, FDP und NPD betrüge nach dieser Hochrechnung nur 47 zu 46 Sitze.

Die Wahlbeteiligung lag bei frühlingshaft-schönem Wetter am Sonntag in Frankfurt um 2,6 Prozent höher als bei der letzten Kommunalwahl 1985. Nach der Schätzung des städtischen Wahlamts waren es 75,1 Prozent gegenüber 72,5 Prozent vor vier Jahren. Landesweit gingen 75,8 Prozent der wahlberechtigten Bürger an die Urnen.

Aus der Landeshauptstadt Wiesbaden wurde um 16.00 Uhr eine Wahlbeteiligung von etwa 64 Prozent gemeldet, ein Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt bei der vorangegangenen Kommunalwahl.

Die Kommunalwahl, die am Nachmittag von frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein begleitet war, verlief am Sonntag ohne Zwischenfälle. In der Nacht zuvor hatten unbekannte Täter jedoch in Wiesbaden zwei Brandanschläge auf Autos vor zwei SPD-Parteibüros verübt, wobei Sachschaden in Höhe von schätzungsweise 20.000 Mark entstand.

Aufgerufen waren in Hessen 4,2 Millionen Bürger, die über die Besetzung von Gemeinde-, Stadt- und Kreisparlamenten zu entscheiden hatten. Um die Gunst der Wähler bewarben sich elf Parteien und zahlreiche Wählergruppen. Neben den etablierten Parteien CDU, SPD, Grüne und FDP hatten auch die DKP, die Ökologisch-Demokratische Partei und die NPD in einigen Landkreisen Kandidaten aufgestellt. Die „Republikaner“ traten in Hessen erstmals in zwei von 21 Landkreisen für die Parlamente des Rheingau-Taunus- und des Wetterau-Kreises an.

Mit besonderer Spannung wurde der Wahlausgang in Frankfurt erwartet, wo der ehemalige SPD-Bundesforschungsminister Volker Hauff als Herausforderer von Oberbürgermeister Wolfram Brück (CDU) antrat.

Bei der vorangegangenen Kommunalwahl war Hauff noch gescheitert. Die SPD erreichte damals in Frankfurt 38,6 Prozent, während die CDU mit 49,6 Prozent die absolute Mehrheit im Römer knapp verteidigen konnte.