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Vom Nachttisch geräumt: STAATSSTREICH

Dem Titel konnte ich nicht widerstehen: „Staatsstreiche in historischer und kriminologischer Sicht.“ Ich erwartete mir ein kleines Handbuch. Aber die Post brachte einen juristischen Vortrag, bei dem man sich die Zuhörer nur zu genau vorstellen kann: eine Herrengesellschaft in gestreiften Dreiteilern. Wolf Middendorff, Richter am Amtsgericht a. D. Und Honorarprofessor an der Universität Freiburg hat seinen Zettelkasten aufs Papier geworfen. Da gibt es zunächst jede Menge Statistik, ein paar Seiten Theorie von Machiavelli bis Malaparte und die das Kapitel abschließende Bemerkung: „Verschwörer haben jedoch in der Geschichte selten aus der Geschichte gelernt. In der Literatur über den 20. Juli 1944 beispielsweise gibt es keine wesentlichen Hinweise, daß sich die Verschwörer mit den Lehren aus früheren Staatstreichen beschäftigt hätten.“ Ansonsten Kompilation, nichts als Kompilation: im drei bis vier Zeilen Takt hintereinander Wallraffs Spinola, Oberstleutnant Rabuka von den Fidschi Inseln und die Verschwörer gegen Karl den Großen. Man darf davon ausgehen, Middendorffs Vortrag wird späteren Verschwörern keine Hilfe sein.

Wolf Middendorff, Staatsstreiche in historischer und kriminologischer Sicht, Walter de Gruyter, 56 Seiten, 34 DM

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