Versäumnisse bei britischer Müllpolitik

Dreck der Nation auf offene und ungeeignete Mülldeponien gekippt  ■  Aus London Rolf Paasch

„Wohl nur der liebe Gott weiß, was dort alles gelagert ist“, mit diesen Worten kommentierte Sir Hugh Rossi, der Vorsitzende eines britischen Unterhaus-Ausschusses, den Bericht zur Müllentsorgungspolitik der Regierung Thatcher, den er am vergangenen Mittwoch vorgelegt hat.

Es grenze an ein Wunder, so der Bericht, daß die aus den Mülldeponien des Landes austretenden Gifte und Gase noch nicht zu einer Umweltkatastrophe geführt hätten. Im weiteren zeichnet der Bericht des „Environment Select Committee“ das Bild einer Müllvernichtung, bei der fragwürdige Firmen den Dreck der Nation einfach in offene und zum Teil ungeeignete Mülldeponien kippten, wo das Londoner Umweltministerium seit 15 Jahren versäumt hat, die bestehenden Gesetze zu ergänzen und neue Sicherheitsvorschriften zu erlassen und wo die zuständigen Lokalbehörden weder Pläne noch Ressourcen für eine effektive Kontrolle von Mülltransporten sowie Müllentsorgung haben.

Bis vor kurzem wurden die 5.000 Mülldeponien Großbritanniens von ganzen sechs Beamten des völlig überforderten Müllinspektorats kontrolliert. Da die von der konservativen Regierung Thatcher in den vergangenen Jahren systematisch entmachteten und finanziell ausgehungerten Lokalbehörden offenbar nicht mehr zu einer Kontrolle der (Gift-)Müllentsorgung in der Lage sind, schlägt der von Konservativen dominierte Allparteienausschuß nun die Einrichtung einer zentralen Umweltaufsichtsbehörde zur Kontrolle von Luft, Wasser und Boden vor.

Die scharfe Kritik der Parlamentarier an der Giftmüllpolitik kommt für die Regierung Thatcher zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Wollen sich die Konservativen in Großbritannien doch gerade als Partei des Umweltschutzes profilieren.