Plus für Grüne, Minus für Le Pen

■ Bei den französischen Kommunalwahlen verlor die Front National über die Hälfte der Stimmen / Grüne erreichten bis zu zwölf Prozent / Linke aus Sozialisten und Kommunisten wieder im Vormarsch

Paris/Berlin (ap/afp/taz) - Frankreich ist nicht Frankfurt: Bei den Kommunalwahlen am Sonntag blieb die rechtsradikale Front National (FN) mit landesweit etwa sieben Prozent um die Hälfte hinter ihren spektakulären Erfolgen des letzten Jahres zurück. Frankreichs Grüne, die erstmals in der Hälfte der 389 größeren Orte antraten, erzielten dagegen einen beachtlichen Erfolg und kamen in zahlreichen Städten, vor allem in Ostfrankreich, in Straßburg, Mülhausen und Besan?on, auf über zwölf Prozent der Stimmen. Die Linke aus Sozialisten und Kommunisten, die in vierzig Prozent der Wahlkreise mit gemeinsamen Listen antraten, konnte ihre schweren Verluste der Kommunalwahlen von 1983 wieder wettmachen und kamen national auf 41,7 Prozent. Leichte Verluste gab es für die bürgerlichen Oppositionsparteien, die 43,2 Prozent erreichten. Gaullistenführer Jacques Chirac verteidigte wie erwartet erfolgreich das mächtige Pariser Rathaus. In Marseille gewann der aus der Sozialistischen Partei ausgeschlossene Bürgermeister Vigouroux die relative Mehrheit, während die FN mit zwölf Prozent um mehr als die Hälfte hinter den letzten Parlamentswahlen zurückblieb. Alle Minister der Regierung konnten sich in ihren Kommunen gegen die rechte Opposition durchsetzen.

Bei dem zweiten Wahlgang am nächsten Sonntag werden die Stimmen der Grünen und der Front National in vielen der insgesamt 36.700 Kommunen den Ausschlag geben. Das Wahlgesetz sieht vor, daß Parteien, die über zehn Prozent liegen und nicht allein in die Stichwahl gehen wollen, ihre Listen fusionieren können. In Straßburg etwa, wo die Sozialistin Catherine Trautmann und der liberale Bürgermeister Rudloff gleichauf liegen, werden die 14,5 Prozent der Front und die zwölf Prozent der Grünen den Ausschlag geben. Charles Pasqua, der ehemalige gaullistische Innenminister, hat angekündigt, seine Partei werde keine Wahlbündnisse mit der Front National eingehen. Sollte er sein Versprechen halten, würde als einziger Pariser Bezirk das populäre XX.Arrondissement an die Sozialisten fallen: Hier hatte Jean-Marie Le Pen für die FN kandidiert und 15 Prozent der Stimmen gewonnen. Mit siebzig Prozent wurde die geringste Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen seit 1945 verzeichnet; Folge eines Wahlkampfs ohne nationale Themen.

smo