Botha kämpft weiter

In einem Fernsehinterview wendet sich Apartheidchef Botha direkt an die Wähler / Er will bis 1990 Präsident bleiben  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Im andauernden Streit um seine politische Zukunft ist Südafrikas Präsident Pieter W.Botha am Sonntag in einem Fernsehinterview zum Angriff übergegangen. Botha betonte, daß er bis zum Ablauf seiner Amtszeit im März 1990 im Amt bleiben will. Eine verfrühte Wahl schloß er mit Nachdruck aus. Über den neuen Parteivorsitzenden der regierenden Nationalen Partei (NP), Frederick W.De Klerk, äußerte er sich herablassend. Eine Konfrontation mit der Partei schloß Botha nicht aus. Er will am Mittwoch nach seiner Erholung von einem Schlaganfall Mitte Januar sein Amt wieder aufnehmen.

Botha sagte, daß De Klerk „von bestimmten Leuten mißbraucht“ werde. Der Parteivorsitzende sei NP -Fraktionsvorsitzender als auch Leiter der weißen Kammer des Parlaments. „Das sind Posten, die ich für ihn geschaffen habe“, sagte Botha. „Ich vertraue ihm.“ Der NP -Parlamentsfraktion, die mit 90 Prozent ihrer Mitglieder hinter De Klerk steht, warf Botha mangelnde „Reife, Liebe und Loyalität“ dem Präsidenten gegenüber vor. Die Tatsache, daß die Fraktion seinen Wünschen nicht folgen wollte, störte Botha kaum. „Dann gibt es eben eine Verfassungskrise, die gelöst werden muß“, sagte er.

Beobachter halten das Botha-Interview für einen besonders klugen politischen Schachzug. Botha hat mit dem Interview die NP umgangen und im Fernsehen direkt das Wahlvolk angesprochen. Am späten Montag abend war ein Treffen des wichtigsten NP-Gremiums, des „Föderalen Rates“ geplant, von dem De Klerk sich Rückendeckung von der gesamten Partei erhoffte. Außerdem wollen Führer der Partei Botha diese Woche treffen.

Für De Klerk geht es inzwischen ums politische Überleben. Wenn er sich nicht gegen Botha durchsetzen kann, wird die NP ihn ihrerseits fallen lassen. Doch selbst in der burischen Presse wird nach wie vor offen der Rücktritt Bothas als beste Lösung der Kontroverse gefordert.