: Armee El Salvadors gesteht Massaker
■ Militärs hatten die Guerilla der Ermordung von zehn Bauern beschuldigt / Nun bezichtigen sie einen Offizier
San Salvador (afp/ap/taz) - Die Armee El Salvadors hat am Sonntag die Verantwortung für ein Massaker an zehn Bauern übernommen. Monatelang hatten die Militärs die Guerilla bezichtigt, am 21.September des vergangenen Jahres im Dorf San Francisco, 60 Kilometer östlich von San Salvador, sieben Männer und drei Frauen ermordet zu haben. In einer ersten Version hatten sie behauptet, die zehn Personen seien bei einem Feuergefecht zwischen Soldaten und Aufständischen zwischen die Fronten geraten. In einem Kommunique der Streitkräfte wird nun festgehalten, daß Major Mauricio Beltran für die Tat verantwortlich ist. Während einer militärischen Operation hätten sich zwei Unteroffiziere zunächst geweigert, die Bauern zu erschießen. Schließlich habe der Major das Kommando über die Armee-Einheiten übernommen und die Ermordung persönlich überwacht. Sieben Soldaten und zwei Offiziere würden nun wegen „eines schwerwiegenden Verstoßes gegen normale Vorgehensweise“ vor ein Zivilgericht gestellt, gab die Pressestelle der Armee bekannt.
Journalisten gegenüber hatten Augenzeugen bestätigt, daß eine 33 Mann starke Militäreinheit ins Dorf gekommen sei, die 15 dort lebenden Familien ins Schulhaus eingesperrt und die zehn späteren Opfer „zur Befragung“ weggeführt habe. Dann seien Explosionen und Schüsse zu hören gewesen. Am nächsten Tag fand man die zehn Leichen mit einer Fahne der Guerilla bedeckt in einem Graben. Die Armee bestätigte jetzt, daß die Soldaten die Zivilisten gefesselt, mit verbundenen Augen in die Grube gestoßen und mit Handgranaten getötet haben.
Daß die Armee selbst oder von ihr gesteuerte Todesschwadronen Zivilpersonen ermorden, ist in El Salvador beinahe Alltag. Neu ist jedoch, daß die Armee nun in einem Fall ganz offiziell die Verantwortung übernimmt. Möglicherweise macht sich hier der Druck der Vereinigten Staaten, die sich seit Jahren um ein sauberes Image der salvadorianischen Streitkräfte bemühen, bemerkbar. US -Vizepräsident Quayle hatte bei seinem ersten Besuch in El Salvador Anfang Februar die Menschenrechtsverletzungen im Lande deutlich kritisiert. Nach Angaben des Erzbischofs von San Salvador sind im vergangenen Jahr insgesamt 81 Zivilpersonen durch die Armee und 65 durch Todesschwadronen ermordet worden.
thos
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