Dänische Gewerkschaften knacken McDonald's

■ Jetzt Verhandlungen angeboten / Solidarität aus anderen Branchen gab den Ausschlag

Kopenhagen (taz) - Elf Branchengewerkschaften des dänischen Gewerkschaftsdachverbandes LO haben es nach jahrelangen Boykott- und Blockadeaktionen geschafft: Der Hamburger -Gigant McDonald's muß sich mit den Gewerkschaften an einen Tisch setzen, um über Tarifverträge für sein Personal zu verhandeln. Sechs Jahre lang, seit der Eröffnung seines ersten dänischen Hamburger-Ladens, hatte McDonald's das verweigert. Die Begründung: Das - meist jugendliche Teilzeitpersonal sei fast durchweg gewerkschaftlich nicht organisiert, die Firma hätte von daher keine Veranlassung, mit dem Verband der Hotel- und Restaurantangestellten zu verhandeln.

Daß die dänische Gewerkschaftsjugend ihre Mitglieder daraufhin zum Boykott von McDonald's aufforderte, rührte diesen weiter nicht. Erst seit sich vor einem halben Jahr immer mehr Gewerkschaften an Boykottmaßnahmen beteiligten, wurde es für McDonald's offensichtlich zu ungemütlich. Lebensmittel- und Transportarbeiterverband drohten, kein Fleisch, keine Brötchen und keine Pommes mehr zu liefern. Der Verband der Bauarbeiter sowie Elektro- und Gasinstallateure boykottierten Baustellen für neue Restaurants. Die Typographengewerkschaft verhinderte, daß im letzten halben Jahr auch nur eine Zeitungsanzeige für die McDonald's-Hamburger erscheinen konnte.

„Das hat den Vorstand von McDonald's endgültig an den Verhandlungstisch gezwungen“, stellt Bo Magnusson von der Gewerkschaft der Hotel- und Restaurantangestellten befriedigt fest. „Die Sympathieaktionen, mit denen schwedische und finnische Gewerkschaften gedroht hatten, müssen jetzt gar nicht mehr anlaufen. Über das Echo auf unseren Boykottaufruf - auch über die dänischen Grenzen hinaus - sind wir aber natürlich mehr als zufrieden.“ Magnusson verspricht nun, mit seinem Verband die norwegischen Kollegen unterstützen zu wollen, da auch hier Tarifverträge mit McDonald's bislang gescheitert sind. „Nur in Finnland, Schweden, Nicaragua und jetzt hier in Dänemark wurde McDonald's gezwungen, sich mit Gewerkschaften an den Verhandlungstisch zu setzen.“

Reinhard Wolff