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K O M M E N T A R Vom Charme der Elite

■ Das bilinguale Gymnasium wird den Schulkampf nähren

Früher mußten Eltern „Latein“ wählen, wenn sie ihre Kinder auf das renommierte „Alte Gymnasium“ schicken wollten. Das konnte als „nostalgischer Charme punktueller Inkonsequenz gegenüber unserem Schulsystem“ abgetan werden. Aber nach zwanzig Jahren Schulreform schicken auch sozialdemokratische Reformer ihre Kinder offenbar überall lieber hin als auf das übliche Schulzentrum: Wo - wie in der östlichen Vorstadt Gesamtschule Mitte wie bilinguales Gymnasium in zumutbarer Entfernung liegen, würde der Elternwille für ein normales Schulzentrum kaum noch ausreichen.

Was als Ventil für den Überdruß der Handelskammer gedacht war, erweist sich schon beim ersten Anlauf als ernsthafte Konkurrenz für das bremische Bildungssystem. Und die billige bürokratische Lösung, durch Prüfungen zehnjährige Kinder zur Bremer „Elite“ zu stempeln, kann dieses moderne Gymnasium für Eltern nur attraktiver machen.

Klaus Wolschner

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