AL-Frauensenatorin lehnt Staatssekretärin ab

■ Die Suche nach einer Staatssekretärin für das neue Frauenressort wird erneut zum Machtkampf unter AL und autonomen Frauen / Am Freitag tagt erneut die Frauenvollversammlung

Nachdem bereits die Suche nach einer Senatorin für das politisch teuer bezahlte Ressort Frauen, Jugend und Familie für die AL so schwierig war, scheint jetzt auch noch die Besetzung der Stelle der Staatssekretärin Probleme zu bereiten.

Noch am Montag abend hatte der Frauenbereich der AL Helga Hentschel, Ex-Abgeordnete und Vorsitzende des Frauenausschusses des Abgeordnetenhauses, finanz- und verwaltungserfahren, ein einstimmiges Votum gegeben. Trotz der Schwierigkeiten und persönlichen Verletzungen, die es im Vorfeld der Senatorinnenwahl zwischen den beiden Frauen gegeben hatte, stimmten sowohl die Senatorin in spe, Anne Klein, als auch Helga Hentschel der Kombination zu. Sie könne sich, sagte Frau Hentschel gestern, trotz der Unterschiedlichkeit der Positionen - Helga Hentschel gehört zu den „Grünen Panthern“, Anne Klein wurde von autonomen Frauen nominiert - vorstellen, zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zu kommen und das mit der SPD ausgehandelte Sachprogramm umzusetzen. Doch am Dienstag abend entschied sich Frau Klein anders und geht jetzt erneut auf Kandidatinnensuche, unterstützt von einzelnen Frauen aus dem Frauenbereich. Das Votum des Frauenbereichs vom Dienstag abend, so gestern die Bereichassistentin Sigrid Haas zur Begründung, sei „anders gemeint“ gewesen. Man habe zwar Helga Hentschel empfohlen zu kandidieren, das Votum habe aber nicht bedeutet, daß sie die Stelle einnehmen solle.

Der Versuch, nach dem erbitterten Streit zwischen AL-Frauen und Frauen aus der autonomen Frauenfraktion vor und während der Mitgliedervollversammlung Brücken zu schlagen, ist vorläufig wieder gescheitert. Bei den Stellenbesetzungen werden offenbar Antipathien höher bewertet als politische und Sachkriterien. Schlecht für die Stellenbesetzung und schlecht für die AL. Die läßt sich an allen Ecken über den Tisch ziehen. Alle drei Senatorinnen kommen bestenfalls aus AL-nahen Bereichen und werden schwer in die Partei einzubinden sein. Außerdem kam die zukünftige Schulsenatorin bereits im Tandem (Volkholz/Fahlbusch). Mit Klaus Groth sitzt ebenfalls kein AL-Mann auf dem Staatssekretärsposten beim Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Und jetzt besteht auch noch die Gefahr, daß der AL ihr Aushängeschild, das neue Frauenressort, völlig aus den Händen gleitet. Gerade für dieses Ressort aber, so meint die neue frauenpolitische Sprecherin der Fraktion, Lydia Hohenberger, wo eine ganz neue Verwaltung aufgebaut wird, sei es wichtig, daß dort eine Frau sitze, die die Frauenpolitik der AL vertrete.

Am Freitag soll erneut eine Frauenvollversammlung einberufen werden, um doch noch einen Kompromiß zu finden.

bf