Gegenöffentlichkeit-betr.: Auseinandersetzung um die Hungerstreik-Sonderseite, taz vom 6.3.89

betr.: Auseinandersetzung um die Hungerstreik-Sonderseite, taz vom 6.3.89

Von einer linken radikalen Tageszeitung, wie die taz sich selbst mal nannte, erwarte ich auch, daß sie über Themen berichtet, die die Linke bewegen. Der Hungerstreik der Gefangenen aus RAF und autonomem Widerstand sowie einiger sozialer Gefangener zur Durchsetzung der Zusammenlegung in ein bis zwei großen Gruppen ist ein solches Thema. Es ist schon verdammt traurig, daß eine linke (?) Zeitung erst besetzt werden muß, damit sie endlich damit beginnt, die faktische Medienzensur in Bezug auf den Hungerstreik zu durchbrechen und Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Und dazu wäre gerade die taz ein geeignetes Medium, da ich annehme, daß Eure Leserschaft inzwischen sehr breit gefächert ist, von linksradikal bis SPD-reformerisch. (...)

Doch es genügt nicht, ab und zu mal zur Dokumentation mit Alibifunktion einige Erklärungen der Gefangenen abzudrucken. Ich will auch wissen, was an Veranstaltungen, Aktionen, Infos usw. in vielen Städten rüberkommt, ich will sehen, wie breit der Widerstand geworden ist und wie es täglich mehr werden, die die Zusammenlegung fordern. Das kann aber wohl nur von Gruppen und Leuten kommen, die sich intensiv mit dem Hungerstreik und den Forderungen der Gefangenen beschäftigen, also von Knastinitiativen, Hungerstreikbüros, Soli-Gruppen, RechtsanwältInnen...

Also, Leute, reißt Euch zusammen: Wer genug Platz hat für Fielmann-Anzeigen und große Eigenwerbungen, hat sicherlich auch Platz für die Sonderseite. Und wer den Mut hat, als einzige Tageszeitung die Rushdie-Verse abzudrucken, sollte sich erst recht nicht vor BAW und Rebmännern fürchten.

Stöpsel aus dem revolutionären Südharz