SPD-Fraktion gegen Senatskonzept

■ Einzelhandelskonzept des Wirtschaftssenators ist der SPD-Fraktion zu wenig konkret

Karl-Heinz Schmurr, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter und Sprecher der Deputation für Wirtschaft, hört es überall brummen. In Delmenhorst brummt's, in Oldenburg brummt's, in Posthausen brummt es sowieso. Nur in Bremen brummt gar nichts. Schmurrs Brummen nennen Behördenmenschen Kaufkraftabschöpfung, und die ist nach Meinung der SPD -Bürgerschaftsfraktion in Bremen alles andere als zufriedenstellend.

Damit BremerInnen und BesucherInnen aus dem Umland ihr Geld in größerem Umfang und zum Nutzen von Einzelhandel und Steueraufkommen in Bremer Geschäften ausgeben, hat der Wirtschaftssenator „Leitlinien für die zukünftige Entwicklung des Einzelhandels vorgelegt“. „Ein Entwurf zum Abarbeiten“ formulierte der SPD-Fraktionsvorsitzenden Claus Dittbrenner ganz freundlich im Ton, aber im Kern vernichtend, seine Kritik, die er zusammen mit Schmurr der Presse vortrug. Dittbrenner: „Die haben noch eine Reihe von Schularbeiten zu erledigen.“

Die SPD-Fraktion vermißt an der Leitlinie so ziemlich alles, was Grundlage einer abgestimmten Politik sein könnte. Zwar hat der Wirtschaftssenator aufschreiben lassen, daß er in der Innenstadt 70.000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche wünscht (das ist ein Viertel der bereits vorhandenen Fläche), wo diese Flächen allerdings entstehen sollen, hat Beckmeyer nicht verraten. Und wie der zusätzliche Verkehr zu bewältigen wäre, hat der Bausenator bislang für sich behalten. Jetzt dürfen die Senatsressorts noch einmal nachdenken, „wie die Kaufkraft abzuschöpfen ist, ohne daß die Stadt kaputtgeht.“ (Schmurr)

Wunsch der Fraktion aber ist es, daß die Bremer Innenstadt kräftig geputzt wird. „Das Ambiente ist nicht so, wie Sozialdemokarten sich das wünschen“, so Dittbrenner. Und was wünschen Sozialdemokraten? Statt billiger Schuhladenketten wie Deichmann soll Hochwertiges in der Innenstadt angeboten werden. „Da gehört Qualität hin und nichts für den Massenbedarf“, so Schmurr. Und damit die Läden für Leute mit Geld nicht in hansestädtischer Tristesse bald wieder pleite gehen, will Dittbrenner „die Erlebniswelt der Stadt rausputzen, so daß die Leute gar nicht auf die Idee kommen, ihr Geld auf der grünen Wiese auszugeben.“

Bei der Überlegung, wie denn die Innenstadt zur Erlebniswelt werden könnte, bekommen die Vorstellungen von Deputationssprecher Schmurr Visionäres. „Wie halten wir es mit der Straßenbahn zwischen St.-Jürgen-Straße und Saturn“, fragt er sich und will alte Untertunnelungspläne neu prüfen lassen. „In der Fraktion haben die gesagt: Du bist verrückt. Aber Verrückte haben schon die Welt verändert.“

hbk