Diskussion fand nicht statt-betr.: "Quote und Qualität", taz vom 8.3.89

Betr.: „Quote und Qualität“, taz vom 8.3.89

Genauso substanzlos wie der Abend zur „Fraueneinmischung“ auf Einladung der „FrauenfrAKTION“ (übrigens am Montag und nicht am Dienstag), war der Artikel von Helga Lukoschat; „Diskussion fand nicht statt“ wäre ein besserer Titel gewesen. So wurden bei einem ständigen Kommen und Gehen innerhalb von drei Stunden zwar in der Tat zahlreiche meist schon bekannte Wünsche und Forderungen vorgetragen, keine der Rednerinnen vermochte diese aber näher zu erläutern.

Die Forderung nach einem Frauenkulturhaus wurde zwar allseits begrüßt, es wurde auch ein konkreter Standortvorschlag gemacht, wer dieses aber wie ausfüllen soll, wurde nicht verraten. Die Frage von Birgit Cramon -Daiber an AL und SPD nach dem Verhandlungsstand über die Förderung von Frauenprojekten ging im allgemeinen Geplänkel unter und blieb so unbeantwortet. Ihr Vorschlag, die Ausbildung von jungen Frauen nach einem bausteinartigen Modell zu organisieren, mag zwar den realen Lebensverläufen (sogenanntes „Drei-Phasen-Modell“) angepaßt sein, fraglich ist jedoch, ob sich ein solches Vorhaben nicht erst recht gegen Frauen wenden könnte, weil die Familienphase sozusagen eingeplant ist.

Konsens bei den meisten anwesenden Frauen schien zu sein, daß eine Quotierung nur mit Bauchgrimmen zu verkraften sei, führe sie schließlich durch die Anpassungsmechanismen an traditionelle Politikformen zu „Verschleiß von Frauen und Substanzverlust“, aber warum das so sein soll, blieb ebenfalls ungeklärt.

Ob es allerdings ein Zeichen neuer politischer Kultur sein muß, mit der von der Gesellschaft zugewiesenen Außenseiterrolle zu kokettieren (wie von einigen getan), wage ich zu bezweifeln.

Brigitte, Berlin 30