Christa Wolf

Geboren am 18. März 1929 in Landsberg an der Warthe. Schülerin von Hans Mayer in Leipzig. Berühmt wurde sie in Ost und West 1963 durch ihr auch von Konrad Wolf verfilmtes Buch Der geteilte Himmel. Es folgten Nachdenken über Christa T., (1968), Kindheitsmuster (1976), Kein Ort. Nirgends (1979). „Nicht alles ist jederzeit sagbar und muß und soll gesagt werden“, lautet eines ihrer Credos. Dennoch hat sie sich - sowohl schreibend als auch öffentlich - immer wieder eingemischt. Zu nennen sind hier vor allem ihre warnende Erzählung Kassandra, die zusammen mit den Frankfurter Poetik-Vorlesungen Voraussetzungen einer Erzählung (1984) zu ihren erfolgreichsten Büchern gehört (fast 600.000 Exemplare wurden allein in der BRD verkauft). Störfall. Nachrichten eines Tages von 1987 reflektiert aktuell die Reaktionen auf Tschernobyl bis hin zur Kontaminierung der Sprache selbst. Ihre moralische Haltung sie selbst spricht von einer „noch uneingelösten Schreib -Schuld“ - bringt ihr gelegentlich sogar die Bezeichnung „gesamtdeutsche Heiligenfigur“ ein (Horst Krüger), zumindest viele Feministinnen und Friedensbewegte sprechen gerne von „unserer Christa“.

Dabei läßt sie sich nicht so leicht vereinnahmen. Schon 1969 äußerte sie sich in der DDR so deutlich, daß sie auf dem Schriftsteller-Kongreß unter Walter Ulbricht gerügt wurde, 1976 protestierte sie wie viele andere gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Auf dem letzten Schriftstellerkongreß 1987 bekannte sie öffentlich, sie könne sich nicht daran gewöhnen, „Freunde-, Gesprächs- und Arbeitspartner“ durch den Exodus aus der DDR verloren zu haben. Im gleichen Jahr beklagte sie in ihrer Dankesrede für den Geschwister-Scholl-Preis als Grundübel ihrer Generation den Hang zur Ein- und Unterordnung, die Gewohnheit zu funktionieren, Autoritätsgläubigkeit, Übereinstimmungssucht, vor allem aber die Angst vor Widerspruch und Widerstand. Verantwortlich für bestimmte Fehlentwicklungen sieht sie „Positivismus und Rationalismus“ und möchte sie eintauschen gegen „Freundlichkeit, Anmut, Luft, Klang, Würde und Poesie, Vertrauen, auch Spontaneität.“

Zum 60. Geburtstag erschien nun in beiden deutschen Staaten ihr Sommerstück bei Luchterhand und im Aufbau-Verlag.

Der wohl umfangreichste Materialband zu Christa Wolf mit ausführlicher Bibliographie und Sekundärliteratur im Anhang ist 1985 bei Text & Kritik erschienen. Band 46 für 19,80 DM.