Regierungsumbildung in Athen ohne „Vergangenheitsbewältigung“

Berlin (taz) - Nachdem der griechische Ministerpräsident Andreas Papandreou am Donnerstag seine gesamte Ministermannschaft entlassen hatte, tauchten gestern auf der „neuen“ Kabinettsliste „die gleichen Masken“ auf, wie die Tageszeitung 'Eleftherotypia‘ gestern titelte. Der angeschlagenen Pasok-Regierung ist kein Befreiungsschlag gelungen. Die begrenzten Umbesetzungen reichen gerade aus, ein schlechtes Gewissen, nicht aber den Willen und die Fähigkeit zu einem Neubeginn zu dokumentieren.

Vom schlechten Gewissen ist die Entlassung der beiden Minister diktiert, die im Fall Koskotas am eindeutigsten belastet sind: Des ehemaligen Chefkoordinators Koutsojorgas, dem Papandreou ausdrücklich eine führende Rolle im Pasok -Wahlkampf Pasok reserviert hat, und des Innenministers Petsos, der als zentrale Verbindungsfigur zwischen der Partei und Koskotas fungiert haben soll. Im Amt blieben wider Erwarten die ebenfalls belasteten Minister Roumeliotis und Giorgos Papandreou. Letzterer hatte vor Jahren die ersten Kontakte zwischen seinem Vater und dem damaligen Bankier und Verleger hergestellt.

Wie wenig Papandreou zu einer personellen und inhaltlichen „Vergangenheitsbewältigung“ fähig ist, zeigt sich darin, daß er seinen früheren Chefökonomen Kostas Simitis nicht reaktivieren wollte - wie es viele verzweifelte Pasok -Anhänger erhofft hatten. Für innerparteiliche Kritiker, die auf einer Säuberung der eigenen Reihen bestehen, ist offensichtlich nicht einmal mehr eine Alibirolle vorgesehen.

Nach dem Parteiausschluß der früheren Minister Tritsis und Mangakis, die am vergangenen Sonntag der von Papandreou gewonnenen Vertrauensabstimmung im griechischen Parlament demonstrativ ferngeblieben waren, bestätigt das neue alte Profil der Regierung Papandreou, wie die Pasok in die Wahlen zu ziehen gedenkt: Mit dem Mut des Verzweifelten, dem es wichtiger ist, die eigenen Reihen fest geschlossen als die Augen gegenüber der griechischen Realität offen zu halten.

Niels Kadritzke