Also, Frauen, wie war's?

■ Bei Cappuccino und Croissants eine erste Bilanz der 7. Bremer Frauenwoche / Tendenz: Finanziell in den Miesen, aber weiter mit dem neuen Konzept

Eine Rose, langstielig und rot, hatte Dorothea am Sonntag morgen für jede „Org„(anisations)-Frau ins Frauenkulturhaus mitgebracht. Dann gab es Cappuchino und köstliche Croissants. Und dann zogen rund 20 Frauen Veranstalterinnnen, Referentinnen, Teilnehmerinnen - erste Bilanz der siebten Bremer Frauenwoche, die am Freitag mit einem rauschenden Fest (und mit - ausnahmsweise ebensolchen Einnahmen) geendet hatte.

Also zuerst das Unerfreuliche, die leidigen Einnahmen: „Wir sind ziemlich in den Miesen“, faßte Finanz-Frau Silke kurz zusammen - wenn auch noch nicht alle Einnahmen auf Heller und Pfennig gezählt sind. Drei finanzielle Standbeine hätten die Frauenwoche tragen sollen: das Programm, Preis 9 Mark, davon über 4 Mark Produktionskosten, die abendlichen Kultur -Veranstaltungen und Einnahmen von den Essens-Ständen. Alles trug weit weniger ein als erwartet. Auch die Kunsthandwerkwerkerinnen waren zwar „mittendrin und bunt und nett präsentiert, aber davon kannste nicht leben“ (Irmelin). „Für ein anderes Konzept brauchen wir eben auch eine andere Finanzierungs-Form“, so Organsisatorin Frieda. Neben der immer noch ungewissen Verlängerung der nur noch vier ABM -Stellen, gerade bei themenzentrierten Vorhaben nötiger denn je, soll

künftig jeder Besucherin klarer sein: Das Programm oder vielleicht auch ein Button ist wie eine Eintrittskarte und sichert die Finanzierung des aufwendigen Projekts. Ausgerechnet die beiden Kulturveranstaltungen, die rappelvoll besucht waren, bringen für die Frauenwoche keine müde Mark: Die Einnahmen des Lesben-Kabaretts gehen an das Frauenkulturhaus, die des neuen wunderbaren Papula-Stücks an die Shakespeare-Company. ALs einziger, aber unzureichender finanzieller Lichtblick blieb das Abschlußfest mit „kolossalem Erfolg“ (Silke).

Ungeteilte Zustimmung bei allen gab es zum neuen themenzentrierten Konzept: Eine wiederkehrende Tages -Struktur mit morgens einführenden und abends zusammenfassenden Festpunkten, mit Sport und Körperarbeit dazwischen. Und statt allerlei Allerlei das eine Thema 'Gen- und Reprosduktionstechnologie‘, dies aber von vielfältigen Positionen aus beleuchtet. „Hinter diesen Erfolg können wir jetzt mit dem alten Konzept gar nicht mehr zurück“, meinte denn auch Organisatorin Brigitte. Bewährt hatten sich auch die täglichen Treffen der Referentinnen zum Tagesschwerpunkt; sie blieben so nicht isolierte Gäste, sondern lernten sich und ihre Arbeit kennen und trugen das Konzept als mehr Beteiligte mit. Mehrfach hatten die

abendlichen Plena strittige Punkte öffentlich gemacht: etwa die Unzufriedenheit der Lesben mit der ungenügenden Thematisierung der „Zwangs-Heterosexualität“ gerade zum Thema Reproduktions-Technik oder die Frage praktischer Widerstandsformen zum Streitpunkt Freitags-Demonstration.

Ganz ohne langweilige Rechtfertigungs-Arien von seiten der Veranstalterinnen ging es auch bei den Kritikpunkten ab: Die Bildungs-Urlauberinnen waren regelmäßig in der Klemme, Sport und Nachmittags-Angebote überschnitten sich. Zum Thema „Theoriearbeit“ brachte Inge das Dilemma auf den Punkt: „Ich arbeite praktisch in Frauenprojekten und habe es genossen, wieder mal theoretisch zu debattieren. Aber ich habe oft die Referentinnen gar nicht mehr verstanden - und dann hab ich auch von der ganzen Frauenforschung nichts!“

Die in diesem Jahr geradezu auffällige Toleranz gegenüber gegensätzlichen Postitionen empfand eine Frau als schlechten Pluralismus: „Richtig deftiger Widerspruch war nicht möglich, bestenfalls als individueller - das war mir zu wenig Zündstoff, und ich mußte meine Wut immer runterschlucken!“ Verstehen sei nicht akzeptieren, fand Dorothea: „Ich habe ein richtiges Erkenntnis-Interesse daran, was die verschiedenen Positionen mit ver

schiedenen Lebenslagen zu tun haben, was die Frauen und auch mich eigentlich bewegt!“

Iris kritisierte ohne jedweden Einwand, daß sich auf dem freitäglichen Abschluß-Podium überhaupt keine Ausländerin selbst vertreten konnte und daß auch die 'Dritte'-Welt -Diskussionen oft nur sehr schwach besucht waren. Daraus entwickelte sich ein erster, vorläufiger, aber elektrisierender und vielleicht tragender Gedanke: „Bevölkerungs-Politik, Internationalismus, (auch eigenen) Rassismus, Zwangsmigration, kulturelle Folgen und Neuen Kolonialismus“ (Dorothea) zum Thema der nächsten Frauenwoche zu machen. Susanne Paa