FAST ECHT

 ■  Prince-Bestseller „Black Album“ offiziell auf CD, LP und

MC!

Große Anzeigen verkünden das gänzlich Unerwartete: Die meistverkaufte Prince-LP seit „Purple Rain“, das ominöse „Black Album“, ist seit Monatsbeginn im Handel.

Eine Ente? Jein. Es handelt sich um eine Coversion, initiiert vom kleinen Frankfurter Plattenvertrieb TNT. Bereits im Januar wurde die Platte auf der MIDEM in Cannes einer staunenden Fachwelt präsentiert: „Das 'Black Album‘ ist musikalisch dermaßen stark, auch unabhängig von Prince, das muß man einfach einer breiteren Masse zugänglich machen!“

Das Resultat kann sich hören lassen. In einer fünfmonatigen Vorbereitungsphase tüftelte eine Schar von Studiomusikern an den vertrackten Arrangements, um anschließend in einem Frankfurter Studio selbst die kleinsten Details und die markantesten Sounds akribisch zu rekonstruieren. Daß dabei einiges verblaßt, ist klar, besonders, was die persönliche Note des Meisters betrifft: Dessen Gesangstechnik und enorme Ausdrucksvielfalt zu kopieren ist wahrlich keine einfache Aufgabe.

Sicher, hier wurde ein Äußerstes geleistet, um so zu klingen wie das Vorbild. Sicher, ein gelungener Gag. Eine weitere, an sich längst fällige Episode um „das schwarze Loch im Universum des Pops“?

Hervorragende Ident-Copies vom Original kursieren zu zigtausenden, sogar schon zu akzeptablen Schleuderpreisen: Der Markt scheint gesättigt. Kein Prince-Fan, der nicht eine dieser Raubpressungen sein eigen nennt. Selbst in den besseren Diskotheken gehört jenes Stück schwarze Musik längst zum guten Ton - stimulierender Ruch des Illegalen...

Die Berufung der Initiatoren hat natürlich einen wohlkalkulierten Hintergrund: „Black Album„-Publicity als Katalysator für die ganze Firma. Die Medien läuten jedenfalls schon Sturm.

Sturm aber auch andernorts: Bei der WEA, zuständig für den offiziellen Prince-Vertrieb, stehen die Haare zu Berge. „Prince hat von sich aus schon Anwälte beauftragt - er will unter keinen Umständen, daß das Album auf Tonträgern erscheint, weder im Original noch als Coversion!“

Rechtsexperte Regert ist emsig „am rumpuzzeln, wie wir den Vertrieb stoppen können“. Da grundsätzlich jedes veröffentlichte Werk gecovert werden darf, scheinen sich die Puzzleteile unter anderem um die Frage zu drehen, ob das „echte“ „Black Album“ denn jemals öffentlich war.

Ja! Es soll Promotionexemplare gegeben haben; außerdem spielt Prince die Stücke auf seinen Konzerten. Und die wurden von Rundfunk und Fernsehen übertragen.

Um ein Remake generell zu unterbinden, hat ein Künstler aber theoretisch auch die Möglichkeit, sich auf einen gravierenden Gesinnungswandel zu berufen. Prince könnte auf die Idee kommen, sich auf eine der sagenumwobenen Mitternachtsessions zu beziehen: „Auf dem 'Black Album‘ ging es nur um Sex. Mir ist aber inzwischen klar geworden, daß Sex ohne Liebe ein Nichts ist... 'Lovesexy‘ ist Sex und Liebe...“ Nun erzählt Prince viel, wenn die Nacht lang ist: Nicht nur, daß er die „Black Album„-Nummern nach wie vor live spielt, er baut sie auch kultgemäß zu orgiastischen Höhepunkten aus!

Eine sehr wichtige Rolle im Streit WEA - TNT spielt die Gema. Die WEA spricht äußerst vorsichtig von einem „rechtlichen Irrtum“. Verblüffend ist nämlich die Tatsache, daß die TNT-Fassung ganz ordnungsgemäß bei der Gema eingezeichnet werden konnte.

Man darf gespannt sein, wer hier letztlich die Fassung verliert...

Danian Lehmann