Brandanschlag auf linken Buchladen

100.000 DM Sachschaden / Karl-Marx-Buchhandlung sieht Zusammenhang mit rassistischem Wahlkampf  ■  Aus Frankfurt Michael Blum

Knapp eine Woche nach den hessischen Kommunalwahlen und dem Einzug der rechtsextremen NPD in den Frankfurter Römer wurde auf die Karl-Marx-Buchhandlung im Frankfurter Stadtteil Bockenheim ein Brandanschlag verübt. In der Nacht von Freitag auf Samstag hat nach Augenzeugenberichten ein bislang unbekannter Täter gegen drei Uhr eine Schaufensterscheibe mit einer Holzlatte eingeschlagen und einen Fünf-Liter Benzinkanister in das Innere der Buchhandlung geworfen. In dem Schaufenster waren Bücher zum Thema Fremdenhaß, Ausländerfeindlichkeit und Neonazis ausgestellt.

Der Anschlag wurde von Nachbarn sofort entdeckt und konnte schnell gelöscht werden. Ein übergreifen der Flammen auf das mehrgeschossige Wohnhaus nahe der Frankfurter Universität konnte verhindert werden. Zur Tatzeit hielten sich in dem viergeschossigen Wohnhaus aus der Jahrhundertwende 20 Menschen auf. Das Treppenhaus des Gebäudes befindet sich unmittelbar neben der Buchhandlung. Bei einem Übergreifen der Flammen auf die Wohngeschosse wäre der einzige Fluchtweg durch das Treppenhaus abgeschnitten Fortsetzung auf Seite 2

worden. In dem seit 20 Jahren existierenden Kollektivbetrieb sind nur geringe Mengen Bücher und ein kleiner Teil der Inneneinrichtung verbrannt. Die beim Brand entstandene Rußentwicklung hat aber den gesamten neuwertigen Buchbestand beschädigt. Nach vorläufigen Schätzungen entstand ein Gesamtschaden von über 100.000 Mark. Das angegliederte Antiquariat in einem anderen Teil des Gebäudes blieb von dem Anschlag verschont.

Vor zwei Jahren war auf den selbstverwalteten Betrieb ein Farban

schlag verübt worden. Damals wurden Hakenkreuze auf die Schaufensterfront geschmiert. In einem Themenschaufenster waren Bücher zur Erinnerung an den Nationalsozialismus ausgestellt.

Das Karl-Marx-Kollektiv vermutet einen „Zusammenhang mit dem zum Teil von Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit geprägten Wahlkampf in Frankfurt“.