Die Kulissen der „Arena“

„Freiheit wird mit Blut geschrieben“ - so steht es in der Hymne der Arena, so singen es die Anhänger der Partei, die am Sonntag einen fulminanten Wahlsieg errungen hat. Und damit auch jeder weiß, wessen Blut gemeint ist, heißt es weiter: „El Salvador wird für die Roten zum Grab werden.“

Das ist es längst geworden. Zehntausende von Kleinbauern, Tagelöhnern, Studenten, Angestellten und Arbeitern sind zu Beginn der achtziger Jahre den Todesschwadronen zum Opfer gefallen. Vorwiegend waren es „Rote“, jedenfalls Leute, die sich in Gewerkschaften, christlichen Basisgemeinden und Bauernverbänden organisiert hatten, die der politischen Linken nahestanden. Einer der Gründer der Todesschwadronen war Major Roberto d'Aubuisson, vormals Geheimdienstoffizier. 1981 gründete er die Arena.

Doch Arena ist längst nicht mehr nur die Partei der Todesschwadronen, nicht mehr nur die rechtsextreme Partei. Der Parteichef Alfredo Cristiani, der am 1.Juni den todkranken Christdemokraten Napoleon Duarte als Staatspräsident ablösen wird, hat es verstanden, die Arena in eine moderne, dynamische Rechtspartei umzuformen. Mit dem 42jährigen Manager und steinreichen Besitzer von Kaffeeplantagen, der der Partei erst 1984 beigetreten ist, gelang es der Arena im Wahlkampf, sich als eine Partei zu präsentieren, die effizienter zu wirtschaften verstehe als die Christdemokratie.

Auch sein Plädoyer für die Privatisierung von Staatsbetrieben und Banken trifft angesichts der blühenden Korruption im Staatsapparat, der von den Christdemokraten in den letzten Jahren zunehmend als Finanzierungsquelle begriffen wurde, bei weiten Kreisen auf Zustimmung. Zudem trat Arena in einem populistisch geführten Wahlkampf als nationalistische und antiamerikanische Bewegung auf - und dies um so erfolgreicher, als der Christdemokrat Duarte ja tatsächlich acht Jahre die Marionette der US-Administration war, als die ihn Cristiani seit Monaten hinstellt. Arena hat die Wahl als Partei der großen Grundbesitzer und der kleinen Leute gewonnen, als antikommunistische Partei der harten Hand und als nationale Bewegung mit jugendlich-dynamischem Image.

Es ist schwierig auszumachen, wer innerhalb der Arena mehr Macht hat, der Hardliner Roberto d'Aubuisson, der für den Mord am populären Erzbischof Romero verantwortlich ist, oder der Parteichef Cristiani, der sich als moderater Rechter präsentiert und mitunter auch einen Dialog mit der Guerilla in Aussicht stellt. Viele halten d'Aubuisson nach wie vor für den eigentlich starken Mann in der Partei, der alle Fäden in der Hand hält und notfalls wieder seine Todesschwadronen ausschwärmen läßt. Doch der Sieg der Arena bei den Parlamentswahlen vom März des vergangenen Jahres, bei dem die Partei die absolute Mehrheit der Sitze errang, und der Wahlsieg vom Sonntag haben möglicherweise die innerparteiliche Position Cristianis gestärkt. Zumindest hofft das die US-Administration. Denn die wird sich mit der rechtsextremen künftigen Regierungspartei arrangieren müssen, nachdem ihr Projekt gescheitert ist, Duartes Christdemokratie glaubhaft als dritten Weg zwischen Militärdiktatur und FMLN-Kommunismus zu präsentieren. Und da ist ihr Cristiani allemal lieber als d'Aubuisson. Der hat in den USA nämlich immer noch Einreiseverbot - wegen Mord am Erzbischof Romero.

Thomas Schmid