IRA-Anschlag auf zwei Polizeioffiziere

■ Zwei RUC-Offiziere nach Geheimtreffen mit irischen Kollegen erschossen / IRA-Spitzel in der Polizeispitze? / Ermordete waren Experten in der Terrorismusbekämpfung / Irischer Ministerpräsident: IRA will Polizeikooperation zwischen beiden Ländern sprengen

Belfast (afp/taz) - Die „Irisch-Republikanische Armee“ (IRA) hat sich am Montag abend zum Mord an zwei hohen nordirischen Polizeioffizieren bekannt, deren Leichen Stunden zuvor nahe der Grenze zur Republik Irland in einem Auto gefunden worden waren. In einer Mitteilung an die irische Presse bekannte sich eine IRA-Brigade von South Armagh im Süden Nordirlands zu dem Attentat auf die beiden Kommissare der „Royal Ulster Constabulary“ (RUC).

Chefinspektor Harry Breen, der als erfahrenster Beamter im Grenzgebiet gilt, und sein Stellvertreter Inspektor Bob Buchanan sind die ersten derart ranghohen RUC-Offiziere, die einem IRA-Anschlag zum Opfer fielen. Buchanan und Brenn hatten sich vor dem Anschlag in Dundalk zu regelmäßigen Gesprächen mit der irischen Polizei Gardai Siochana über eine Koordination der Terrorismusbekämpfung aufgehalten. In den letzten Wochen waren zahlreiche Anschläge auf die Bahnlinie Belfast-Dublin verübt worden. Auf dem Rückweg wurden sie, obwohl sie keine Uniformen trugen und ein Zivilfahrzeug benutzten, nur wenige hundert Meter hinter dem Grenzposten bei Jonesborough in Nordirland von einer Gruppe mit Maschinengewehren bewaffneten Männern abgefangen. Die Panzerung der Wagen war zu schwach für die großkalibrigen Geschosse des Kommandos.

In der britischen Presse wurde am Dienstag die Vermutung geäußert, daß die IRA einen Spitzel in die Polizeispitze eingeschleust hat, da das Treffen im Polizeikommissariat von Dundalk in aller Diskretion vereinbart worden wäre. Doch überquerten die beiden Kommissare nach Informationen des 'Guardian‘ bereits seit Monaten regelmäßig die irisch -nordirische Grenze. So wäre es für die IRA ein leichtes gewesen, durch Beobachtung den präzisen Ort und Zeitpunkt des Grenzübertritts festzustellen.

Der irische Ministerpräsident Charles Haughey verurteilte den Mord in einer ersten Stellungnahme scharf und sagte den nordirischen Behörden jegliche Unterstützung bei der Aufklärung der Tat zu. Mit dem Attentat habe die IRA die „Polizeikooperation zwischen beiden Ländern sprengen“ wollen, die das anglo-irische Abkommen vor dreieinhalb Jahren vorgesehen hatte. Zu Handgemengen zwischen Unionisten und Republikanern kam es gestern im nordirischen Bezirksrat Newry und Mouren, als sich der örtliche Sinn-Fein -Abgeordnete weigerte, sich von dem IRA-Anschlag zu distanzieren, weil die RUC „Teil der britischen Präsenz“ sei.

Mit dem neuen Anschlag sind bei den Kämpfen in Nordirland seit Jahresbeginn bereits 26 Menschen getötet worden, darunter 18 Zivilisten, fünf Soldaten und drei Polizisten.

smo