Autonome ins Zelt

■ Umweltverwaltung bietet Besetzern des Arbeitsschutzmuseums Zelt als Übergangsquartier an

Während sich die BesetzerInnen des ehemaligen Arbeitsschutzmuseums Fraunhoferstraße 10 gestern in Schweigen hüllten, rannte sich der Staatssekretär der Umweltbehörde, Klaus Groth, auf der Suche nach einem Ersatzgebäude die Hacken ab. Am Vorabend hatte Groth den BesetzerInnen das vier Punkte umfassende Verhandlungsangebot des Senats überreicht. Als der Staatssekretär gestern nachmittag wieder in der Fraunhoferstraße vorsprach, wurde er damit abgewiesen, es fände „ein Klärungsprozeß“ statt. Bei Redaktionsschluß lag der taz - der die BesetzerInnen auch das Gespräch verweigerten - dazu noch keine Stellungnahme aus der Fraunhoferstraße vor.

In dem Vier-Punkte-Papier der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz wird „das legitime Interesse nach Einrichtung eines multikulturellen Jugend und Kulturzentrums, in dem verschiedene Nutzergruppen autonom ihre Vorstellungen verwirklichen können“ anerkannt. Für ein solches Zentrum komme das besetzte Gebäude Fraunhoferstraße nicht in Frage, weil es für das „Land Berlin nicht verfügbar“ sei. Der Senat habe sich aber auf die Suche nach einem Ersatzgebäude gemacht, was gar nicht so einfach sei. „Die Suche wird jedoch intensiv fortgesetzt, wenn es sich in den Verhandlungen erweist, daß hierfür ein wirkliches Interesse besteht und in keiner Weise vom Grundsatz einer friedlichen Lösung abgewichen wird“, erklärte die Umweltverwaltung weiter. Voraussetzung für erfolgreiche Gespräche sei, daß „konkrete Nutzungsvorstellungen und eine realistische Verhandlungsbereitschaft der BesetzerInnen erkennbar wird“. Als Zwischenlösung für die Zeit der Bauvorbereitungsarbeiten in der Fraunhoferstraße durch die PTB bietet die Umweltbehörde den BesetzerInnen an, ihre Versammlungen in einem großen Zelt abzuhalten, das auf dem Gelände neben dem besetzten Haus Marchstraße/Ecke Einsteinufer aufgeschlagen werden könnte.

Eine langfristige Nutzung des Gebäudes Fraunhoferstraße durch die Besetzer schloß Groth auf Nachfrage der taz aus, weil die PTB „Wert“ auf das Haus lege. Auf die bislang nicht vorhandene Gesprächsbereitschaft der BesetzerInnen angesprochen, verwies Groth darauf, daß „im Augenblick nichts anbrennt“. Er wolle aber schon wissen, ob es einen ernsthaften Willen zu Verhandlungen gebe.

plu