Wichtiger Schritt

Gewerkschaftserfolg in Südafrika  ■ K O M M E N T A R E

Die Vertragsabschlüsse der südafrikanischen Metallgewerkschaft NUMSA mit den im Apartheidstaat vertretenen deutschen Automultis stehen in einem ambivalenten Verhältnis zum Befreiungskampf der südafrikanischen Opposition. Auf der einen Seite bedeuten die Unterschriften der Gewerkschafter unter den Verhaltenskodex indirekt die Anerkennung der Anwesenheit deutscher und anderer Multis in Südafrika - entgegen der Oppositionsforderung nach Desinvestment, also der tatsächlichen Vertreibung des mit dem Apartheidstaat verbündeten ausländischen Kapitals.

Andererseits ist der von der IG Metall und dem Internationalen Metallarbeiterbund massiv geförderte Vertragsabschluß ein Stück gewerkschaftlicher Realpolitik. Denn das radikale Desinvestment ist offensichtlich keine Parole für die gewerkschaftliche und politische Alltagsarbeit. Und es läuft auch den Interessen jener Gewerkschaften entgegen, die in den Belegschaften der Multis ihre aktionsfähigste Basis haben. Dieses Basis wird durch das Abkommen gestärkt. Die Aktionsbedingungen für die Gewerkschaften werden verbessert, die legalen Spielräume gewerkschaftlicher Aktivität deutlich erweitert.

Daß mit derartigen Abkommen das Apartheidsystem nicht geknackt werden kann, ist offensichtlich, wird aber auch von niemandem behauptet. Es bleiben auch immanent Schwächen bestehen, denn das Entscheidende in Südafrika wäre gerade die Absicherung von Gewerkschaftern bei politischen Streiks gewesen. Dennoch: die Verbesserung ist offensichtlich und wird auch für andere in- und ausländische Multis Beispielcharakter haben. Dies wäre nicht möglich ohne die inzwischen erreichte Kampfkraft der südafrikanischen Gewerkschaften, aber auch nicht ohne das Engagement der Gewerkschaftsinternationale für elementarste Menschenrechte.

Martin Kempe