Polizei wird gegen Rechte auf Trab gebracht

■ Innensenat sagt SchülerInnen Aufklärung über unterlassene Hilfeleistung von Rudower Polizeibeamten im Zusammenhang mit Skinhead-Schlägerei zu / Stärkerer Streifendienst im Stadtteil geplant / Wieder Skin-Überfall in Charlottenburg

Die jüngsten Überfälle von Skinheads auf Neuköllner Jugendliche sowie das offene Auftreten von Rechtsradikalen an Schulen des Bezirkes sollen von der Polizei „intensiv untersucht“ werden. Das sicherte der persönliche Referent des sozialdemokratischen Innensenators Pätzold, Lutz Matusch, mehreren Schülern des Neuköllner Albrecht-Dürer -Gymnasiums (ADO) während eines zweistündigen Gesprächs am vergangenen Donnerstag zu. Wegen der Vorfälle soll auch der Streifendienst in Britz und Rudow verstärkt werden. „Es geht nicht an, daß organisierte Verbrecher einen ganzen Stadtteil terrorisieren!“ erklärte Matusch. Zwei Skinheads wurden im Zusammenhang mit der Jagd auf die Schüler der ADO festgenommen. Gegen sie wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Matusch kündigte zudem eine interne Untersuchung über das Verhalten einiger Streifenpolizisten an, die sich nach Angaben von Schülern geweigert hatten, sie während einer Verfolgungsjagd durch Skins in Rudow zu schützen beziehungsweise mit ihrem Wagen aus der Gefahrenzone zu fahren. Bei dieser Schlägerei im Anschluß an eine Party wurde in der vergangenen Woche ein Schüler der ADO von Skins krankenhausreif geschlagen, andere von den Rechtsradikalen über eine halbe Stunde lang durch den Stadtteil gejagt. Nachdem die Polizei gerufen worden war, weigerte sich ein Streifenwagenfahrer, einige Schüler nach Hause zu bringen, weil „wir kein Fuhrunternehmen sind“. Eine Jugendliche wurde - obwohl sie erkennbar verfolgt wurde - gar nicht erst in ein Polizeiauto aufgenommen. Matusch zu den Vorwürfen an die Polizei: „Wenn das stimmt, ist das haarsträubend. Mit den Beamten werden mindestens ein paar belehrende Worte gewechselt werden.“ Der Vorgang sei bereits an eine Fachabteilung des Innensenats übergeben worden.

Matusch berichtete weiter, daß der Verfassungsschutz seine Recherchen in Sachen Rechtsradikalismus „entscheidend verstärken“ werde. Gerade in diesem Punkt ginge es um die Glaubwürdigkeit des neuen Senats. Die Strukturen der Skinhead-Gangs und anderer rechtsextremer Gruppierungen sollten wesentlich stärker als bisher durchleuchtet und die Rädelsführer dingfest gemacht werden. In diesem Zusammenhang sei der Innensenat auch auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Matusch will entsprechende Hinweise selbst entgegennehmen. Er betonte, daß auch anonyme Schreiben ernstgenommen werden würden. „Wir werten das nicht als Feigheit, sondern respektieren den Wunsch, sich keiner Gefahr auszusetzen“, sagte er den Schülern im Gespräch.

Charlottenburg: Skins überfallen Touristen

Zwei Skinheads haben in der Nacht zum Donnerstag zwei Touristen am Stuttgarter Platz in Charlottenburg brutal mißhandelt. Die beiden 39 und 40 Jahre alten Berlin-Besucher wurden nach einer Kneipentour geschlagen, getreten und beraubt. Die Opfer mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der 39jährige wird seitdem stationär behandelt.

Die Jugendorganisation der FDP, die Jungen Liberalen, haben die „Republikaner“ jetzt in einem Brief aufgefordert, sich öffentlich von den Skinhead-Schlägertrupps zu distanzieren. „Wer Rechtsstaatlichkeit für sich beansprucht, kann solche Banden nicht kommentarlos hinnehmen, auch wenn diese zu ihren Zielgruppen gehören“, heißt es in dem Schreiben, das an den REP-Landesvorsitzenden Andres gerichtet ist.

ccm