Regierungskrise ohne Ende

Neue Enthüllungen in Athen: Ex-Bankier Koskotas entlohnte 1988 Justizminister mit zwei Mio. Dollar für bankenfreundliches Gesetz / Regierung enthüllt zurück: Koskotas ist CIA-Agent  ■  Von Niels Kadritzke

Berlin (taz) - Als „Gnadenschuß“ für die Wahlaussichten der Pasok wertet die Athener Presse die neueste Wendung im Fall des Ex-Bankiers Jorgos Koskotas. Vor dem Staatsanwalt hat Iannis Mantsouranis, engster Mitarbeiter des Besitzers der Bank von Kreta, anhand beweiskräftiger Dokumente nachgewiesen, daß sein Chef Koskotas im August 1988 dem Justizminister und „starken Mann“ der Papandreou-Regierung, Menios Koutsojorgas, mit zwei Millionen Dollar entlohnt hat. Koskotas hatte diese Summe - sie wurde auf ein von Mantsouranis eingerichtetes Genfer Konto überwiesen - als Prämie für ein von Koutsojorgas angefertigtes Gesetz ausgesetzt, das die Geheimnisse der Bank von Kreta vor der staatlichen Bankaufsicht schützen sollte.

Obwohl Papandreou seinen vormals engsten Mitarbeiter kürzlich aus dem Kabinett entlassen hat, beschleunigt die Anklage wegen passiver Bestechung, die Koutsojorgas bevorsteht, auch das Ende seiner eigenen politischen Karriere. Denn der Minister hatte stets betont, seine Beziehungen zu Koskotas, fragliches Gesetz mit eingeschlossen, mit seinem Regierungschef abgestimmt zu haben. Umgekehrt hat Papandreou seinen Freund bis vor kurzem als Opfer eines von „dunklen Kreisen geschürten Skandalgeredes“ in Schutz genommen. Ob der Skandal jetzt erst richtig beginnt und sich vollends zu einem „Fall Papandreou“ entwickelt, wird maßgeblich von der Loyalität des gefallenen Ministers abhängen. Koutsojorgas kennt sich nämlich, als langjähriger Familienanwalt der Papandreous, im Privatleben des Ministerpräsidenten ebensogut aus wie in dessen Steuergeheimnissen.

Unterdessen erklärte am Freitag ein Regierungssprecher, daß Koskotas ein Agent des US-Geheimdienstes CIA gewesen sei. Außerdem sei er unter derart günstigen Bedingungen in den USA inhaftiert, wie dies nie zuvor in der internationalen Justizgeschichte geschehen sei.